© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    43/00 20. Oktober 2000

 
Heizen ohne Heizöl
Heizungsanlagen: Mit Holzröllchen bequem und günstig
Martina Zippe

Die Heizölpreise steigen rasant. Von etwa 60 Pfennig pro Liter zu Beginn des Jahres sind sie inzwischen auf rund 80 Pfennig geklettert. Ein Ende dieser Preisspirale ist noch nicht abzusehen. Erdöl und Erdgas sind auf unserem Planeten nämlich nicht endlos vorhanden, sie erneuern sich nicht, sondern sind Millionen Jahre alt. Die noch verfügbaren Vorkommen werden bei gleichbleibendem Verbrauch auf wenige Jahrzehnte bei Erdöl und über hundert Jahre bei Erdgas geschätzt.

Doch für das Heizen von Gebäuden gibt es neue Alternativen durch vollautomatisch beschickte Heizanlagen, die genauso bequem und inzwischen sogar kostengünstiger betrieben werden wie herkömmliche Ölzentralanlagen. Kleine Röllchen aus Holz werden automatisch aus einem Lager direkt in den Brennofen gefördert und dort verfeuert.

Dieses älteste und immer wieder neu wachsende Brennmaterial erlebt derzeit eine Renaissance. Seit einigen Jahren werden Holzfeuerungsanlagen durch den Bund und zum Teil durch Gemeinden bezuschußt, da sie besonders umweltfreundlich sind: anders als Öl und Gas ist Holz CO2-neutral. Dies bedeutet, daß der Baum während seines Wachstums genausoviel Kohlendioxid (CO2) aus der Luft aufnimmt und in Blätter und Äste umwandelt, wie er beim Verbrennen wieder an die Umgebung abgibt. Selbst wenn das Holz im Wald verrottet, setzt es die gleiche Menge CO2 frei. Erdgas und Erdöl hingegen nehmen kein CO2 auf, sondern setzen es bei ihrer Verbrennung nur frei, was zur Klimaerwärmung und zum Treibhauseffekt unseres Planeten führt. Restholz für Holzröllchen ist genügend vorhanden, hierfür muß kein Baum gefällt werden.

Während bisher das Heizen mit Holz durch die Befüllung von Kachel- und Kaminöfen mit gewissem Aufwand für den Betreiber verbunden war, bieten die neuen Holzröllchen-Heizanlagen einen hohen Komfort: Mit einem langen Silo-Pumpwagen wird der gesamte Jahresbedarf an Röllchen angeliefert und mittels Saugschlauch mit Entstaubungsanlage direkt in den Lagerraum gefüllt. Voraussetzung ist natürlich das Vorhandensein eines Lagerraumes von passender Größe. Ein solcher Raum wird oftmals durch den Ausbau des bisherigen Öltanks frei. Für ein Dreifamilienhaus werden etwa zehn Kubikmeter Röllchen pro Jahr benötigt.

Die Röllchen, auf englisch "pellets" genannt, sind aus Sägemehl und Sägespänen hochdruckgepreßt. Sie sind bis zu zwei Zentimeter lang und einen halben Zentimeter breit und kommen aus Österreich oder Deutschland. Anders als Öl und Gas legen sie also keine Tausende von Kilometern zurück und verursachen auch keine Ölkatastrophen durch Tankschiffhavarien. Vom Lager aus gelangen die Röllchen durch einen Förderschlauch in den Heizkessel, der im selben oder in einem benachbarten Raum untergebracht wird und nur geringen Platzbedarf hat. Über einen Wärmetauscher kommt die Wärme in einen Warmwasser-Pufferspeicher mit 300 Litern, von dem aus mit dem Warmwasser alle Räume beheizt werden.

Die Röllchen-Heizanlagen der österreichischen Firma Sommerauer & Lindner dürften zu den qualitativ hochwertigsten gehören. Sie zeichnen sich durch eine vollautomatische Reinigung des Kessels sowie durch eine Rückbrandhemmung aus. Der Aufwand für den Betreiber ist minimal und besteht nur darin, gelegentlich die Asche auszuleeren, wovon äußerst wenig anfällt: nur insgesamt eineinhalb Eimer Asche in vier Monaten. Durch diesen extrem geringen Arbeitsaufwand dürfte sich eine Holzröllchen-Anlage auch in einem Mehrfamilienhaus einsetzen lassen. Die Anlage arbeitet leise. Von den Wartungsarbeiten ist die Holz-Zentralanlage einer Ölheizung vergleichbar. Ähnlich gering sind die Kohlenmonoxidwerte.

Bezogen auf den Heizwert entsprechen zwei Kilo Röllchen einem Liter Heizöl. Der Preis für die Lieferung von Holzröllchen im Tankwagen liegt derzeit bei etwa 300 Mark pro Tonne. Anders als bei Heizöl und Gas mit einer Mehrwertsteuer von 16 Prozent wird Holz nur mit 7 Prozent besteuert. An einem Beispiel wird die Wirtschaftlichkeit einer Röllchen-Heizung deutlich: Angenommen, ein Mehrfamilienhaus verbraucht rund 6.500 Liter Heizöl pro Jahr. Beim derzeitigen Preis von 80 Pfennigen pro Liter Heizöl sind inklusive Mehrwertsteuer für dieses Haus bei Ölheizung 6.032 Mark zu bezahlen. Der Gasbezug würde für das Haus bei gleicher Wärmeleistung jährlich inklusive Mehrwertsteuer 3.926,72 Mark kosten. Für die Holzröllchen-Heizung wären 13 Tonnen Röllchen erforderlich, die bei einem Preis von 300 Mark pro Tonne inklusive Mehrwertsteuer 4.173 Mark kosten.

Während Gas und Holzröllchen zur Zeit also preislich vergleichbar sind, liegen die Kosten für Öl um ein Drittel höher. Auch der Gaspreis entwickelt sich aber in letzter Zeit nach oben, während die Kosten für Holzröllchen in den vergangenen Jahren stetig gesunken sind. Wer auf diesen umweltfreundlichen nachwachsenden Rohstoff setzt, wird daher voraussichtlich in Zukunft auch wirtschaftlich der Gewinner sein.

Die Einbaukosten für eine Heizanlage von Sommerauer & Lindner liegen bei ca. 20.000 bis 25.000 Mark. Damit übersteigen sie die Kosten für eine neue Gasheizung um etwa 5.000 Mark. In der Gesamtrechnung sind aber Förderungen zu berücksichtigen. Das Bundesamt für Wirtschaft bezuschußt bis Ende 2001 den Einbau von Holzfeuerungsanlagen mit 120 Mark pro Kilowatt bei automatisch beschickten Anlagen wie der vorgestellten. Dies sind bei 15 Kilowatt Heizleistung für ein Wohnhaus 1.800 Mark. Darüber hinaus sollten unbedingt Fördermöglichkeiten von Stadt und Bundesland nachgefragt werden. Die Stadtwerke Wertheim etwa geben weitere 1.500 Mark Zuschuß.

Anträge für die Bundesförderung sind zu richten an das Bundesamt für Wirtschaft, Frankfurter Straße 29–31, 65760 Eschborn, Tel. 06196 / 404-0 oder 40 46 25.

Adresse der Fa. Sommerauer & Lindner Heizanlagenbau SL-Technik GmbH: Trimmelkam 113, A-5120 St. Pantaleon.

Vertreter der Firma in Deutschland ist Karlheinz Mantel, Raiffeisenstraße 7, 97505 Geldersheim, Tel.: 0 97 21 / 80 45 74, Fax: 097 21 / 80 35 35.


 
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