© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    44/00 27. Oktober 2000

 
Frisch gepreßt

Seekrieg. Etablierte Marinehistoriker wie Jost Dülffer und Michael Salewski tradieren die Nürnberger Anklagen gegen die Seekriegsleitung wegen "Verschwörung gegen den Frieden" und "Vorbereitung eines Angriffskrieges" nur zu gern. Carl Dreesens Hannoveraner Dissertation gelangt zum Fazit, daß der Schuldspruch gegen die Admirale Raeder und Dönitz unhaltbar war ("Die deutsche Flottenrüstung in der Zeit nach dem Vertrag von Versailles bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges und ihre Darstellung und Behandlung im Nürnberger Prozeß von 1945/46",E.S. Mittler, Hamburg 2000, 331 Seiten, 78 Mark).

Politische Rechte. Gegen die Linksrichtung, die wie ein Golfstrom die Welttendenz bestimmt (Ernst Jünger), versammelt der Göttinger Historiker Karlheinz Weißmann seine im Verlauf des letzten Jahrzehnts publizierten Aufsätze zur Ideengeschichte der "Rechten" – bereichert um einige Beiträge, die perspektivisch "die Nation denken" ("Alles was recht(s) ist. Ideen, Köpfe und Perspektiven der politischen Rechten", Leopold Stocker, Graz 2000, 284 Seiten, 39,90 Mark).

Koeppen. Als Wolfgang Koeppen 1996 90jährig in München starb, fanden sich im Nachlaß tausende ungedruckter Manuskriptseiten: Skizzen, Notizen, Reportagen, Erinnerungen, Umarbeitungen älterer Erzählungen. Das älteste Manuskript datiert von 1923, das letzte von 1993. 170 davon sind im Band "Auf dem Phantasieroß. Prosa aus dem Nachlaß" (Suhrkamp, Frankfurt/M. 2000, 704 Seiten, 64 Mark) versammelt. Neben unbekannter Kurzprosa sind auch Ursprungs- oder Neufassungen "klassisch" gewordener Texte enthalten. Der Band dokumentiert Schaffensphasen und die manische Schreibweise eines Schriftstellers, der seine Texte nie als abgeschlossen ansah und produktiver im Planen und Entwerfen als im Vollenden war.


 
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