© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    45/00 03. November 2000

 
UMWELT
Schafft die Hunde ab
Volker Kempf

Der Fleischkonsum ist hoch. Mehrere Schweine ißt ein durchschnittlicher Deutscher statistisch gesehen in seinem Leben, eine Kuh und über hundert Hühner sowie unzählige Eier werden vertilgt. Bei über 80 Millionen Einwohnern kommt da einiges zusammen. Massentierhaltung ist die Folge. Zu allem Überfluß steigern Hunde den Fleischverbrauch auch noch, geben selbst aber keine Schnitzel her.

Dabei sind gerade diese Tiere artgerecht gehalten, werden gar verhätschelt. Manches Familienmitglied beneidet den Hund des Herrchens. Die Folge daraus kann nicht sein, Hunde zu verspeisen und mit Schweinen spazierenzugehen kann, wohl aber, Hunde abzuschaffen. Hühner halten ist viel sinnvoller. Die essen nur Pflanzennahrung, bei Gelegenheit auch Würmer, liefern aber Eier ab. Damit würden die Hühnerbarone mit ihren Käfighühnern bald vom Throne stürzen. Noch nie war eine Revolution so einfach wie heute. Ein Garten oder ein großer Balkon reichen zur Haltung von Hühnern aus.

Kleintierzüchtervereine haben sich in den Großstädten zwar rar gemacht, könnten aber ihren Beitrag zur artgerechten Haltung von kleineren Nutztieren leisten. Das klingt alles zwar komisch. Doch verrückt ist in der kafkaesken Welt, daß das wirklich Verrückte als normal gilt bzw. was nomal sein müßte, als verrückt angesehen wird. Das gilt auch für Carl Amerys Vorschlag in "Die Botschaft des Jahrtausends", wir sollten mit Insekten unseren Eiweißbedarf decken, damit mehr Menschen ernährt werden können. Ob das schmeckt, ist eine andere Frage, vernünftig scheint es aber zu sein. Doch würde die Menschheit weiter wachsen, und das Problem wäre nur vertagt. Glück gehabt, brauchen wir doch keine Insekten zu essen!


 
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