© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    45/00 03. November 2000

 
Blick in die Medien
Multitalent
Ronald Gläser

Als 1989 die Republikaner in das Berliner Abgeordnetenhaus einzogen, hatten sie dies nicht zuletzt der Werbung auf dem einst erfolgreichsten Rundfunksender Berlins zu verdanken. Radio Hundert,6 gab sich damals patriotisch. Nach der Wahl gab CDU-Generalsekretär Landowsky die Parole aus, daß es rechts von der Union keine demokratische Partei geben könne. Sofort schwenkte der Sender auf Parteilinie um. Republikaner und jeder andere, der auch nur einen Millimeter von der CDU-Linie stand, wurden so zu "Rechtsradikalen". Der damalige Chefredakteur war Georg Gafron. Der Georg Gafron, der mit seinem Kommentar in der Bild nach dem Zöpel-Interview die jüngste Kampagne gegen die JUNGE FREIHEIT mit initiiert hatte. 1987 kam der 46jährige Thüringer zu Hundert,6, wo er heute als Programm-Direktor tätig ist. Vergangenes Jahr rückte er in die Chefetage des Fernsehsenders TV Berlin auf. Multitalent Gafron hat eine ganz besondere Begabung. Er wechselt schnell viele Mitarbeiter aus. Dafür engagiert er anschließend für viel Geld Leute wie Michel Friedmann als Kommentatoren. Mit dem Erfolg seiner Aktivitäten ist es nicht so weit her. Die meisten der Gafron-Projekte scheitern. Hundert,6 hat seine machtvolle Marktstellung längst verloren. Jetzt zieht es den Buchdrucker zurück zu den Wurzeln: Er soll Chefredakteur der größten Zeitung der Hauptstadt, der BZ, werden. Die spontane Reaktion eines Gafron-Kenners: "Will der die auch noch zugrunde richten?"


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen