© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    47/00 17. November 2000


Amerikanischer Alptraum
von Matthew Richer

Zumindest die Verlierer stehen schon mal fest: Pat Buchanan holte nur 0,44 Prozent der Stimmen, und auch der grüne Ralph Nader blieb mit 2,6 Prozent unter den Erwartungen. Wer aber nächster US-Präsident wird, der Republikaner George W. Bush oder der Demokrat Al Gore, darüber gehen die Meinungen auseinander. Auf seiten der Republikaner mehren sich die Vorwürfe, die Demokraten wollten in Florida so lange nachzählen und Stimmzettel "interpretieren", bis das Ergebnis "paßt". Dem Vertrauen der Amerikaner in ihre Demokratie sind diese Präsidentschaftswahlen bestimmt nicht zuträglich.

Sollte Bush seinen Sieg verteidigen können, hätten die Republikaner zum ersten Mal seit einem halben Jahrhundert die Kontrolle sowohl über den Kongreß als auch das Weiße Haus. Ihr Hauptziel ist es, dem Prinzip der Subsidiarität und des Föderalismus wieder volle Geltung zu verschaffen und damit die von den Demokraten betriebene Verschiebung des Machtgefüges zugunsten der Washingtoner Zentralregierung umzukehren. In der Außenpolitik unterstützen die Demokraten ein größeres Engagement der USA bei der Uno einschließlich der "peace-keeping missions". Die Republikaner dagegen sähen lieber mehr Zurückhaltung der USA. Dazu paßt Bushs Forderung, alle US-Truppen im nächsten Jahr vom Balkan abzuziehen. Das System der Euro-Zone, insbesondere die staatsbetonte Wirtschaftspolitik Frankreichs, ist den Republikanern zunehmend suspekt. Nun zeichnen sich verstärkte Kontakte zu Großbritannien ab, was die Gefahr einer Spaltung der EU mit sich bringt.


 
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