© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    47/00 17. November 2000

 
Verfassungsschützer klagt über linke Gewalt
Thorsten Thaler

Im Zuge der Kampagne gegen Rechts wird nach Ansicht des Vizepräsidenten des Landesamtes für Verfassungsschutz in Baden-Württemberg, Hans-Jürgen Doll, bei politisch motivierten Gewalttaten mit zweierlei Maß gemessen. Dabei sei die Zahl der Gewalttaten, die Linke gegen Rechte verüben, zuletzt sogar sogar deutlich angestiegen. Allein in diesem Jahr registrierte der Verfassungsschutz bis Ende August 17 Gewalttaten gegen Rechte in Baden-Württemberg. Dagegen habe es nur drei Fälle gegeben, in den Rechte gegen Linke gewalttätig wurden. Doch das spiele in der öffentlichen Diskussion überhaupt keine Rolle, klagte Doll in einem Gespräch mit der Sindelfinger Zeitung. "Wenn Rechte Ausländer jagen, ist der Aufschrei groß. Wenn Linke aber, zum Beispiel bei Veranstaltungen der Republikaner, Fensterscheiben einwerfen oder Autoreifen zerstechen, dann wird das stillschweigend hingenommen", sagte der Verfassungsschützer.

Vor allem der geplante Bundesparteitag der Republikaner, der an diesem Wochenende in Winnenden bei Stuttgart stattfinden soll, scheint den Verfassungsschützern Sorgen zu bereiten. So sollen an einem Aktionsbündnis aus SPD, Grünen und Gewerkschaften auch "Beobachtungsobjekte" des Verfassungsschutzes beteiligt sein, wie die Regionalzeitung berichtet. Zudem rechne die Polizei mit Aktionen von gewaltbereiten Autonomen, die in Winnenden erwartet werden.

Erst am 25. Oktober war auf einem Parkplatz in Hohenstadt bei Göppingen der NPD-Funktionär Siegfried Weiß-Stüßgen bei einem Mordanschlag schwer verletzt worden. Der von drei Schüssen getroffene 42jährige Vater von sechs Kindern zwischen 6 und 18 Jahren ist nach Informationen der JUNGEN FREIHEIT querschnittgelähmt. Der Schütze konnte bis heute nicht ermittelt werden.


 
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