© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    51/00 15. Dezember 2000

 
Frisch gepreßt

Mitteldeutschland. Reich bebilderte Lexikonformate, noch dazu destilliert aus einer Fernsehserie – muß man da überhaupt hineinblicken? Hier muß man! Von zwei Dutzend Historikern mit fundierten Beiträgen versehen, gehört der Band über Geschichte, Kultur und Wirtschaft Sachsens, Sachsen-Anhalts und Thüringens zu jenen Druckerzeugnissen, die – Jahre, nachdem sie vom Buchmarkt verschwunden sind – die Antiquare Unter den Linden nachdrücklich anpreisen: So etwas gehöre in jeden deutschen Haushalt. Zumal in jeden westdeutschen, wo im Jahre 10 immer noch zu viele zu lange brauchen, um Quedlinburg oder Gotha auf der Landkarte zu finden ("Geschichte Mitteldeutschlands". Hrsg. vom Mitteldeutschen Rundfunk, Verlag Janos Stekovics, Halle 2000, ca. 400 Abb., 383 S., 58 Mark).

Europa und Amerika. Ein Sonderband der Zeitschrift "Merkur" handelt vom europäisch-amerikanischen Verhältnis. Leider dürfen darin viele intellektuelle Wiederkäuer wie Claus Leggewie oder Richard Herzinger erneut mit stoffeligen Ansichten langweilen. Aber es steht auch Interessantes drin: Werner Link weist den Ausgang aus Europas sicherheitspolitischer Unmündigkeit. Peter Bender bemerkt frappante Ähnlichkeiten zwischen Römischem und Amerikanischem Imperium (beiden ging es darum, "Feinde für immer unschädlich zu machen"). Karl-Heinz Bohrer verhöhnt bundesdeutsche EU-Illusionen. Und wie bei tückischen Verträgen findet sich Wichtiges im Kleingedruckten: Niels Werber interpretiert am Leitfaden von Carl Schmitts völkerrechtlichen Schriften die "Expansions- und Beherrschungsmethoden", mit denen die USA den "medialen Großraum" des Internet kontrollieren ("Europa oder Amerika.Zur Zukunft des Westens". Merkur. Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, Band 617/618, Klett-Cotta, Stuttgart 2000, 300 S., 36 Mark).


 
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