© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    03/01 12. Januar 2001

 
Ehrfurcht vor der Schöpfung
Umwelt: Natur bewahren als konservatives Anliegen / Herbert-Gruhl-Gesellschaft tagte in Düsseldorf
Martina Zippe

Herbert Gruhl landete vor 25 Jahren, im Herbst 1975, mit "Ein Planet wird geplündert. Die Schreckensbilanz unserer Politik" einen Bestseller, der zur Initialzündung für die Umweltbewegung in Deutschland wurde. Der damalige CDU-Bundestagsabgeordnete Gruhl wurde 1976 Vorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Nach seinem Austritt aus der CDU 1978 wurde Gruhl zusammen mit Petra Kelly Sprecher der Grünen. Er verließ die Partei aber noch im gleichen Jahr aus Enttäuschung über die Dominanz der linksradikalen Kräfte. Schließlich war sein Lebensgefühl doch unverkennbar das eines Konservativen, für den Ehrfurcht vor der Schöpfung und das Bekenntnis zu gewachsenen Bindungen in Familie, Volk und Heimat unverzichtbare Grundhaltungen blieben.

Diese Tradition, nach der Ökologie und Konservativismus zusammengehören, nannte Gruhl selbst einmal "naturkonservativ"; ihr ist die Ende 1999 gegründete, wissenschaftlich ambitionierte Herbert-Gruhl-Gesellschaft verpflichtet. Diese Verpflichtung nimmt sie insbesondere durch die Herausgabe eines Jahrbuches wahr. Das erste Jahrbuch mit dem Titel "Naturkonservativ heute" stellte der Vorstand der Gesellschaft in Düsseldorf-Angermund im ehrwürdigen "Haus Litzbrück" vor. Das Jahrbuch beinhaltet einen Text aus dem Nachlaß von Herbert Gruhl ("Ich über mich"), der erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Zur Feder gegriffen hat auch der Alternative Nobelpreisträger Edward Goldsmith aus Großbritannien, der die "Technik außer Rand und Band" als besonders verhängnisvoll für das Leben auf der Erde ausmacht. Besonders aktuell ist auch ein politikwissenschaftlicher Aufsatz zum heutigen Stellenwert des Konservativismus, der von der Manipulation im Fernsehen durch die politische Beeinflussung von links handelt. In dem 144 Seiten umfassenden Buch werden außerdem Erinnerungen von Gruhls Zeitgefährten Franz Alt, Baldur Springmann und Arnulf Baring dokumentiert. Das Schwerpunkt-Thema ist dem Zusammenhang "Bevölkerungsentwicklung und Ökologie" gewidmet. Dieses Themas will sich die Gruhl-Gesellschaft in Zukunft verstärkt annehmen. Nach der Buchpräsentation berichtete in einem Vortrag der Politologe und Vorsitzende des Politischen Arbeitskreises für Tierrechte in Europa (PAKT e.V), Edgar Guhde, über die Enttäuschung der Tierrechtsbewegung nach der Ablehnung des Tierschutz-Artikels im Grundgesetz. "Tiere empfinden sogar mehr Leid und Schmerzen als Menschen, da sie nicht abschätzen können, wie lange ihre Qual noch dauern wird", meinte Guhde. Die Hauptverursacher für BSE sieht er in den Konsumenten, die Fleisch bisher so billig wie möglich kauften statt des teureren Bio-Fleisches (siehe in der JF 02/01 den Beitrag von Edgar Guhde unter der Überschrift "Die Qualen werden kaum wahrgenommen").

 

Naturkonservativ heute: Jahrbuch der Herbert-Gruhl-Gesellschaft e.V. 2001. Mit einem Nachwort von Andreas Gruhl. Verlag Die Blaue Eule, Essen 2001. 29 Mark


 
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