© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    04/01 19. Januar 2001

 
Fußball für Deutsche
Sportministerkonferenz will Nicht-EU-Sportlern keine Lizenz mehr geben
Volker Kempf

Die Green-Card-Diskussion bezüglich ausländischer IT-Spezialisten liegt noch vielen in den Ohren. Der Konflikt war, daß deutsche Arbeitskräfte für die IT-Branche nicht hin- und ausreichend ausgebildet wurden oder aber, wie man munkelt, einfach zu teuer sind.

Einwanderung statt Ausbildung sah Jürgen Rüttgers (CDU) zur Zeit des NRW-Landtagswahlkampfes im Jahr 2000 am Werk und forderte umgekehrt: Ausbildung statt Einwanderung – verkürzt "Kinder statt Inder". Nach der Computer- steht jetzt die Sportbranche zur Diskussion, zuvorderst der Fußball, aber auch der Handball und andere Sportarten. So gilt als Manko, daß ausländische Fußballer flugs entdeckt und relativ günstig eingekauft werden, dafür aber den Weg deutscher Fußballspieler in die lukrativen Ligen versperren. Als Folge bleibt, daß dem größten Fußballverband der Welt, dem DFB, die eigenen, international bedeutsamen Spitzenspieler ausgehen. Die letzten Pleiten, Pech und Pannen der deutschen Fußballnationalmannschaft seit Erich Ribbeck haben dieses Problem als besonders akut erscheinen lassen. Also wurde im Oktober 2000 auf der 24. Sportministerkonferenz ein Entwurf vorgelegt, wonach Verpflichtungen von ausländischen Sportlern in Deutschlands Vereinen nur in den absoluten Spitzenliegen in Kraft treten dürfen. Dabei gelten EU-Ausländer als Inländer. Der Freistaat Sachsen wollte als erster diese Regelung voll umzusetzen – mußte aber am Montag wegen "politisch-korrektem" Druck die Anwendung auf Vereine reduzieren, die nur innerhalb Sachsens im sportlichen Wettbewerb stehen.

Bereits 1999 leistete das Land NRW eine Steilvorlage zu der jetzt von Sachsen in Angriff genommenen Regelung. Durch eine "Änderung der Anwerbestoppausnahmeverordnung" und die "Änderung der Arbeitsmarktverordnung" wurde 1999 das Ziel verfolgt, den eigenen Nachwuchs intensiver zu fördern. DFB-Trainer Horst Hrubesch begrüßte diesen Schritt als Wohltat für den deutschen Fußball; ähnlich äußerte sich Handball-Bundestrainer Heiner Brand. Denn Nachwuchsspieler bekämen so eine echte Chance, in die 2. Liga aufzurücken und sich so möglicherweise auch für die 1. Liga weiterzuqualifizieren.

Alles in allem ergibt sich das Bild einer inländerfreundlichen Maßnahme, die Sachsen jetzt umsetzt. Doch was für Deutsche gut ist, kann für Ausländer nur schlecht sein, haben die Grünen längst verinnerlicht. Daß die Berücksichtigung der Interessen von Deutschen im eigenen Land die Mehrheit friedlich stimmt, scheint dabei nicht zu interessieren. Um so lauter wird nach Moral gerufen. Die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen sieht in der von Sachsen jetzt eingeführten Arbeitsverbotsregelung denn auch einen Alleingang und einen weiteren Schritt zur Diskriminierung von Ausländern. In einer Pressemitteilung heißt es wörtlich: "Sachsens Alleingang überträgt die unmoralischen und gefährlichen politischen Vorstöße um eine vermeintliche Nützlichkeit von Menschen nichtdeutscher Staatsangehörigkeit." So werden zwar keine Molotow-Cocktails gegen den deutschen Rechtsstaat geworfen, wohl aber wird die moralische Keule geschwungen. Wer getroffen wird, ist stigmatisiert. Der Staat beziehungsweise die Staatspolitik ist demnach unmoralisch, deutsch und böse. Der syrischstämmige Philosophieprofessor in Göttingen, Bassam Tibi, könnte hier einen Beleg dafür finden, daß die Deutschen häufig krankhaft das Böse bei sich selber suchen, wie er Ende 2000 in der Welt am Sonntag vermutete.

Die Strategie der Grünen ist leicht durchschaubar: Sie suchen überall eine Verschwörung des Bösen, um sich selbst als das Gute zu verkaufen. Denn nur was gut ist, ist legitimiert, Macht auszuüben. Ob das der Sache dienlich ist, ist dann eine andere Frage. Denn worum es in der Sache geht, gerät in den Hintergrund. So wird Politik durch eine diffuse Stimmung ersetzt. Diese Stimmung richtet sich gegen die Interessen von Inländern zugunsten von Ausländern, die zum Teil noch gar nicht hier leben. Das wird die Inländer gemeinhin nicht erfreuen. Ausländerfeindlichkeit wird ursächlich verstärkt, als Symptom aber dem politischen Gegner untergeschoben, nach dem Motto: "Wir haben es schon immer gewußt." Ein Teufelskreis bzw. eine selbsterfüllende Prophezeiung entsteht.

Welcher jugendliche Fußballer wäre nicht sauer, wenn er nach jahrelangem harten Training ansehen müßte, daß die Plätze, auf die er im Angesicht seines Schweißes hingearbeitet hat, zuerst an Ausländer vergeben werden, die eigens angeworben wurden? Dem gegenüber versucht sich die sächsische (CDU-)Staatsregierung an einer inländerfreundlichen Politik, die die eigenen Landsleute und ihre Interessen zufrieden stellen soll, was Neid und Aggressionen vorbeugt.

Nur in der 1. Liga sollen nach wie vor ausländische Fußballer zum Zuge kommen. Dies zeigt, daß es darum geht, besonders gute Spieler hereinzuholen. Dazu muß aber erst einmal deutschen Spielern die reelle Chance gegeben werden, selber aufzusteigen, indem sie sich in der 2. Liga empfehlen können. Andernfalls würde sich die Frage aufdrängen, wer zur WM 2006 in Deutschland noch in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft spielen soll, wenn in die 1. Liga kaum noch deutsche Fußballtalente rutschen können? Und welche Fußballmannschaft konnte jemals mit Selbsthaß nach vorne stürmen und Tore schießen? Scheitert der deutsche Fußball? Die Grünen geben ihr Bestes.


 
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