© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    04/01 19. Januar 2001

 
Selbstverständliches als Sensation
Bundesprüfstelle hebt Indizierung eines Kataloges des Kieler Arndt-Verlages wieder auf
(JF)

Der Versandkatalog "Lesen & Schenken" des Kieler Arndt-Verlages darf wieder frei verbreitet werden. Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften in Bonn hob vergangenen Donnerstag die vorläufige Indizierung des kompletten Jahreskataloges wieder auf. Am 5. Dezember vorigen Jahres hatte die Bundesprüfstelle den Verlag mit der Mitteilung überrascht, sie habe dessen 128seitigen Jahreskatalog mit den Angeboten von Büchern, Videos, Tonträgern und patriotischen Geschenkartikeln als "jugendgefährdend" indiziert. Begründet wurde diese Maßnahme unter anderem damit, der Katalog sei kriegsverherrlichend, geschichtsklitternd und ausländerfeindlich. Unter Berufung auf das Indizierungsgesetz hieß es, die vorläufige Indizierung sei ohne Anhörung des Verlages und mit sofortiger Wirkung von dem sogenannten Dreiergremium getroffen worden. Dieses Gremium setzt sich aus der Vorsitzenden der Bundesprüfstelle, Elke Monssen-Engberding, und zwei Beisitzern zusammen.

Da die Bundesprüfstelle vorläufige Indizierungen mit sofortiger Wirkung nur für maximal zwei Monate aussprechen darf, war für den 11. Januar dieses Jahres ein Anhörungstermin vor dem sogenannten Zwölfergremium angesetzt. Dabei handelt es sich um Vertreter aus den Bereichen Kunst, Literaur, Buchhandel, Verlage, Träger der freien und öffentlichen Jugendhilfe, Lehrer und Kirchenvertreter. Nach der Anhörung des Arndt-Verlegers Dietmar Munier und seines Anwalts hob die Bundesprüfstelle die Indizierung des Kataloges wieder auf. Munier bezeichnete die Entscheidung als "kleine Sensation".


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen