© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    04/01 19. Januar 2001

 
Zitate

"Lieber mit Löchern im Hirn krepieren als dem Bauern einen Preis zahlen, mit dem er und seine Tiere anständig leben können. So sind sie, unsere wundersamen Verbraucher. Noch nie haben sie für ihre Lebensmittel so wenig Geld ausgegeben wie heute. Unsere Großväter bezahlten die Nahrungsmittel noch mit 50 Prozent ihres Einkommens. Und einigen Leuten ist auch das noch zu viel. Sie würden, ohne mit der Wimper zu zucken, auch ein Brathähnchen für 1,99 Mark kaufen, selbst wenn es mit Zement gemästet worden ist."

Manfred Kriener in der "taz" vom 12. Januar 2001

 

 

"Jeder in seinem Beruf nicht gänzlich unerfahrene Demoskop weiß ..., daß die Form, in der er seine Fragen stellt, das Ergebnis beeinflußt ... . Demoskopie ist Auftragsforschung; und Auftraggeber müssen zufriedengestellt werden, weil nur der zufriedene Kunde geneigt ist, dem ersten einen zweiten oder dritten Auftrag folgen zu lassen. Zufrieden ist der Auftraggeber aber nur dann, wenn das Ergebnis seinen Erwartungen entspricht. Das erklärt, warum Forsa bei den Sozialdemokraten, Allensbach bei den Christdemokraten, Emnid bei der FDP so erfolgreich waren oder noch sind. Diese Unternehmen wollen nicht die Wahrheit erkunden, sondern die Wahrheit so ermitteln, daß sie von ihr gut leben können."

Konrad Adam in der "Welt" vom 12. Januar 2001

 

 

"Die Demokratie ... ist heute in Gefahr, nicht so sehr wegen einiger Diktatoren – die gab es immer schon und wird es immer geben – als vielmehr durch die Technik selbst und ihren ungeheuren Einfluß. Im Zuge des Fortschritts ist diese fast zu einem Deus ex Machina geworden – ihre Schnelligkeit stellt eine eigene Form von Herrschaft dar. Wenn Zeit Geld ist, dann ist Geschwindigkeit Macht. Dabei handelt es sich um eine völlig unabhängige Gewalt, die nicht sanktioniert wurde, ja gar nicht sanktioniert werden kann. Um sie zu beeinträchtigen oder zu beseitigen, müßte man den Strom abschalten oder die Kraftwerke in die Luft jagen ... Ich glaube, die Demokratie hat Zukunft, auch wenn der Weg – wie eh und je – steinig ist. Nur eines läßt mich verzweifeln: die um sich greifende Apathie, die Geist, Gefühl und Körper lähmt."

Paul Virilio, Philosoph und Autor, in einem Interview mit der "Frankfurter Rundschau" vom 10. Januar 2001

 

 

"Gegen konzentrische Angriffe aus allen Ecken der Republik auf die Schwachstellen seines Berliner Kabinetts hat er kein Zaubermittel in der Hand. Zeigte er früher Stärke durch Aussitzen politischer Affären, hat er sich nun darauf verlegt, Stärke durch rasches Ballastabwerfen zu gewinnen. Jedenfalls sollte jeder Minister künftig die Ohren spitzen, wenn Schröder sagt, er stehe hinter ihm. Für Klimmt, Funke und Frau Fischer waren diese Treuebekundungen vor ihrem Abgang fast schon der Todeskuß."

Stefan Dietrich über Bundeskanzler Schröder in der "FAZ" vom 11. Januar 2001


 
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