© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    05/01 26. Januar 2001


Schlachtfeld Deutschland
von Moritz Schwarz

Die Bundeswehr ist nicht irgendein Arbeitgeber. Die Soldaten haben die Pflicht zum "treuen Dienen", der Staat wiederum ist gegenüber seinen Soldaten zu besonderer Fürsorge verpflichtet. So ist es empörend, wenn immer wieder offenbar wird, daß der Dienstherr durch Schlamperei Leben und Gesundheit seiner Soldaten gefährdet und die Opfer dieser Art von "Fürsorge" dann auch noch im Stich läßt.

Das jüngste Beispiel ist die Verstrahlung von Radarsoldaten, die jahrelang der Röntgenstrahl-Emmission ihrer Flugabwehr-Funkmeßgeräte ausgesetzt waren. Die Opfer wehren sich, der Bundeswehrverband unterstützt sie, das Verteidigungsministerium sieht aber keinen "Handlungsbedarf". Als letztes Jahr die russische "Kursk" sank, verhinderte die erhebliche Zerstörung des Bootes durch die starke Explosion, daß die Besatzung durch eine spezielle Andockluke für Rettungs-U-Boote evakuiert hätte werden können. Die Nato hat deshalb schon vor Jahren allen Partnern die Montage solcher Rettungssysteme empfohlen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Nationen hat die Bundesmarine bis heute nicht nachgerüstet und plant dies auch in Zukunft nicht.

Aber nicht nur Soldaten, auch das deutsche Volk, dessen Schutz ja der Bundeswehr anvertraut ist, hat Grund, sich hintergangen zu fühlen. Wenn jetzt über einige hundert Uran-Granaten in Serbien gesprochen wird, sollte man bedenken, daß diese Munition eigentlich für den Nato-Einsatz gegen die Panzer des Warschauer Paktes entwickelt wurde. Dann hätten nicht Hunderte, sondern Hunderttausende von Granaten verschossen werden sollen – auf dem Schlachtfeld Deutschland!


 
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