© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    05/01 26. Januar 2001

 
Meldungen

Moderne Universität: Magd der Wirtschaft?

KIEL. In einem Beitrag für die Schleswig-Holsteinische Landeszeitung hat Reinhard Demuth, amtierender Rektor der Kieler Universität, das Bild einer "modernen Hochschule" entworfen, die stärkere Verantwortung für den "kulturellen Dialog" sowie für die Festigung und Vermittlung des "Wertekonsens" übernehmen solle. Während Demuth diese Forderung aber kaum konkretisiert, zeichnet er ein Profil der Universität als Zentrum der "Innovation". Neue Studien- und Forschungsschwerpunkte in der Informations- und Kommunikations-Technologie und in der Ökonomik, Einrichtung transdisziplinärer Forschergruppen, die Forcierung wissenschaftlicher Weiterbildung und eine mit dem Ausland kompatible Studienstruktur bilden für Demuth die wichtigsten hochschulpolitischen Voraussetzungen, um im globalen Wettbewerb zu bestehen. Daß Demuth hinter den Begriffen "Kultur" und "Werte" nur die "Dienstleistungsfunktion der Universität" für die Wirtschaft ausbauen wolle, haben ihn studentische Kritiker inzwischen recht unverblümt wissen lassen.

 

Erinnerung an einen Leipziger Genealogen

NEUSTADT/AISCH. Eine kritische Würdigung widmet im Sonderheft 2000/2001 der Zeitschrift Genealogie der Demograph Volkmar Weiss dem Historiker Johannes Hohlfeld (1888–1950), der von 1924 bis 1950 als Geschäftsführer die Geschicke der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte in Leipzig bestimmte. Diese heute von Umstrukturierung und partieller Abwicklung bedrohte Institution (siehe JF 41/00) steuerte Hohlfeld durch drei verschiedene politische Systeme, bevor sie 1950 unter der "antifaschistischen Ordnung" ihren privatrechtlichen Charakter einbüßte. Weiss sieht Hohlfeld dort kritisch, wo er ihm wegen seiner geisteswissenschaftlichen Ausbildung fehlende Fachkenntnisse in Statistik und Genetik vorhält, die die Genealogie erst in den Rang einer historischen Hilfswissenschaft erhöben. Aufgrund dieser Defizite habe Hohlfeld nach 1933 die Rassentheorie auch nicht da kritisiert, wo es aus fachlicher Sicht möglich und notwendig gewesen wäre.

 

Hamburg – Cambridge: Neue Darwin-Professur

HAMBURG. Der Frankfurter Geowissenschaftler Christian Betzler hat seine Arbeit im Rahmen der neuen "Charles Darwin-Professur" aufgenommen. Diese auf sechs Jahre begrenzte Professur wird von den Hochschulen in Hamburg und Cambridge finanziert. An der Elbe wird die Kooperation als großer Wurf gewertet, da das Department of Earth Sciences in Cambridge, wo Beltzer die Hälfte seiner Lehr- und Forschungstätigkeit leisten wird, mit 450 Wissenschaftlern das weltweit größte Institut für Erdwissenschaften ist. Die Hamburger können in die Partnerschaft interdisziplinäre Erfahrungen mit Meeresbiologen, Klimaforschern und den Physikern vom Deutschen Elektronen Synchroton (DESY) einbringen. Briten und Deutsche sind sich einig, daß die Geowissenschaften bald die politische und ökonomische Bedeutung der Genforschung erlangen dürften.

 

Anwalts-Schwemme: 100.000-Menschen-Heer

berlin. In der Bundesrepublik sind Ende 1999 genau 104.067 Rechtsanwälte niedergelassen gewesen – Tendenz steigend. Das geht aus den Mitteilungen der Bundesrechtsanwaltskammer (Heft 6/00) hervor. Allein seit 1995 verstärkte sich die Anwaltschaft um 36.000 Kollegen. Besonders stark dürfte der Anteil der weiblichen Anwälte aus den Geburtsjahrgängen ab 1970 steigen. Von den 8.267 im Jahr 1999 zugelassenen Anwälten waren bereits 35,6 Prozent Frauen. Daß 1999 gut 900 Anwälte ihre Zulassung zurückgaben, wertet die Kammer als Zeichen des Drucks, der heute auf den Berufsanfängern laste.


 
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