© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    05/01 26. Januar 2001

 
"Atemberaubende Schändlichkeit"
Absage der Buchheim-Ausstellung Chemnitz droht ein juristisches Nachspiel
(JF)

Der Absage der Ausstellung mit Kriegsbildern von Lothar-Günther Buchheim im Schloßbergmuseum in Chemnitz droht ein gerichtliches Nachspiel. Der Autor ("Das Boot", "Die Festung") und Maler beauftragte jetzt zwei Anwälte, seine Interessen zu vertreten. Vor allem verwahrte sich Buchheim gegen die Gründe der Ablehnung. Die "Verleumdungen" müßten aus der Welt.

Der Direktor des Museum, Thomas Schuler, sieht der Auseinandersetzung "mit Gelassenheit" entgegen. Sein Haus hatte die Schau vergangene Woche mit der Begründung abgesagt, daß Buchheim Katalog- und Ausstellungstexte gestrichen habe. Es handele sich um fast alle Passagen, in denen der Krieg kritisch reflektiert werde. Die Texte wären zum Verständnis der Schau aber notwendig gewesen. Außerdem habe es finanzielle Nachforderungen gegeben. Buchheim nannte die Absage "eine atemberaubende Schändlichkeit". Er habe den Text nur "durchlichtet", und das "ohne jede Tendenz als ganz normale Redigierarbeit". Bei den Nachforderungen sei es um 14.000 Mark gegangen, die zur Finanzierung der Ausstellung – etwa für Löhne – vereinbart gewesen seien.

Der Streit um die Ausstellung entzündete sich vor allem an sieben Kommandanten-Porträts aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Arbeiten entstanden zwischen 1941 und 1945 in Frankreich, wo Buchheim Marineleutnant und Kriegsberichterstatter der Marine war.

Unterdessen zeigt das Zwickauer Stadtmuseum Interesse, die umstrittenen Bilder von Buchheim auszustellen. Für 2002 hat das Haus ohnehin eine Schau seiner Kriegsfotos geplant.


 
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