© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    06/01 02. Februar 2001

 
Kontokündigung der Postbank
Freunde erkennt man in der Not
Dieter Stein

Ich habe selten in meinem Leben eine solche Empörung erlebt wie die, die die Kündigung unseres Hauptgeschäftskontos durch die Postbank bei unseren Lesern ausgelöst hat. Noch bevor die JUNGE FREIHEIT dazu aufgerufen hätte, erreichten die Hauptverwaltung der Deutschen Postbank AG in Bonn ganz offensichtlich Hunderte von Anrufen, Briefen und Telefaxen. Von Tag zu Tag nimmt die Wut über einen politisch motivierten, anmaßenden Eingriff in das Grundrecht der Pressefreiheit durch einen Bank-Konzern immer größere Ausmaße an.

Reihenweise kündigen private Kunden Konten der Postbank, Omas räumen ihre Sparbücher ab, Familienväter ihre Haushaltskasse. Der hohe Grad der Identifikation und der Solidarität mit unserer Zeitung beschämt uns. Damit uns das seitens der Anwälte der Postbank nicht falsch ausgelegt wird: Wir haben nicht zur Kündigung von Postbank-Konten aufgerufen und werden dies nicht tun, weil wir der Postbank und ihren Mitarbeitern nicht schaden wollen. Wir wollen nur, daß der Vorstand der Postbank die skandalöse Entscheidung zurücknimmt, die Geschäftsbeziehungen zur JUNGEN FREIHEIT zu beenden und ihr das Hauptgeschäftskonto zu kündigen. Ferner soll die Postbank die unglaubliche Unterstellung zurücknehmen, die JUNGE FREIHEIT sei eine "extreme Organisation", und sich bei der Zeitung und ihren Lesern für ihren Irrtum entschuldigen.

Es bewahrheitet sich aber auch wieder der Satz, daß man Freunde in der Not erkennt. Helmut Markwort, Chefredakteur des Nachrichtenmagazins Focus, unterschrieb den "Appell für die Pressefreiheit" der JUNGEN FREIHEIT, während erlauchte Herausgeber und Chefredakteure anderer Tages- und Wochenblätter, die sonst gerne und laut die Stimme für Meinungs- und Pressefreiheit erheben, auf Tauchstation gingen und die Anfragen auf Unterzeichnung des Appells bisher nicht erwiderten. Es scheint fast so, als ob manchen in der zynischen Medienwelt klammheimliche Freude beschleicht, wenn er mitbekommt, mit welcher Unfairneß der JUNGEN FREIHEIT begegnet wird.

Jedenfalls ist es jetzt an der Zeit, Öffentlichkeit herzustellen und auf diese drastische Form der Grundrechtsverletzung hinzuweisen. Machen Sie mit und appellieren Sie mit uns, mit allen Unterzeichnern des "Appells für die Pressefreiheit" an den Vorstand der Postbank und der Deutschen Post, diese unglückliche und für die Demokratie in Deutschland gefährliche Entscheidung, einer unbequemen Zeitung die wirtschaftliche Basis zu entziehen, zurückzunehmen.

Hier noch einmal die wichtigsten Anschriften:

Dr. Klaus Zumwinkel, Vorsitzender des Vorstandes Deutsche Post AG, Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Postbank AG, Heinrich-von-Stephan-Str. 1, 53175 Bonn, Tel.: 0228 / 1 82 90 00, Fax: 0228 / 1 82 70 60

Prof. Dr. Wulf von Schimmelmann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Postbank AG, Friedrich-Ebert-Allee 114–126, 53113 Bonn, Tel.: 0228 / 92 01 00 01, Fax 0228 / 92 01 00 09


 
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