© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    06/01 02. Februar 2001

 
Blick in die Medien
Mut zeigen
Ronald Gläser

Das unsägliche Thema der angeblich explodierenden rechtsradikalen Gewalttaten drohte nach der Volksfront-Kundgebung vom 9. November schon einzuschlafen. Jetzt wird es von dem privaten Fernsehsender wieder zu Leben erweckt, von dem man dies am wenigsten erwarten sollte: Sat1. Der Familiensender, der mit dem Girlscamp derzeit an die niedrigsten (männlichen) Instinkte appelliert, ergänzt sein neues Programmkonzept um Kurzspots gegen "Rechts". Sat1-Geschäftsführer Martin Hoffmann erklärte dazu in völliger Verkennung der wirklichen Lage, daß nach dem "vermutlich antisemitischen Bombenanschlag in Düsseldorf ... das Maß voll" sei. In Hochglanzbroschüren veröffentlichte Political Correctness helfe da wenig, so Hoffmann weiter. Deswegen hat der Ja-Sender jetzt einen Kurzfilmwettbewerb ausgeschrieben. Prämiert werden Filme, die sich unter dem Motto "Zeig’ Mut!" inhaltlich mit dem angeblichen Problem auseinandersetzen. Politisch korrekte Kurzfilme versus politisch korrekte Hochglanzbroschüren. Wie janusköpfig die ganze politische Korrektheit ist, hat erst neulich eine Nachrichtensendung des Rundfunksenders BB-Radio gezeigt: Die erste Meldung lautete: "Brandenburgs Schulen machen Ernst im Kampf gegen Rechts". Es folgten zwei Meldungen von vermeintlichen Übergriffen auf Ausländer, die sich als getürkt herausgestellt hatten. Die vierte und letzte Meldung widmete sich Rudolf Mooshammer, der sich wegen einer Saalwette von Thomas Gottschalk beklagte. Antifaschistische Spaßrepublik Deutschland im Jahr 2001.


 
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