© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    11/01 09. März 2001

 
Freche Belgier
von Richard Stoltz

Wann ergreift die EU endlich Sanktionen gegen Belgien? Was dieses sich leistet, geht ja längst auf keine internationale Kuhhaut mehr. Im vorigen Jahr gehörte die belgische Regierung zu den größten Schreihälsen und wildesten Sanktionsverhängern gegen das EU-Mitglied Österreich, nur weil dort eine ordnungsgemäß aus parlamentarischen Wahlen hervorgegangene Regierung gebildet wurde, die Brüssel nicht paßte. Und jetzt versucht sie das gleiche Spiel noch einmal gegen Italien, obwohl dort noch gar keine Wahlen stattgefunden haben.

Wenn demnächst, erklärte der belgische Außenminister Louis Michel, in Italien eine rechte Koalition unter Berlusconi unter Einschluß der Lega Nord und der Allianza Nationale zustandekommen sollte, werde Belgien, genau wie im Falle Österreichs, zu Sanktionen gegen Italien aufrufen und den diplomatischen Verkehr mit Rom abbrechen, beziehungsweise auf das Allernotwendigste beschränken.

Ist das nun Größenwahn oder ängstliches Pfeifen im Wald? In Belgien steht bekanntlich der rechte Vlaams Blok in schönster Blüte und dürfte in absehbarer Zeit ein gewichtiges Wort in der dortigen Politik mitreden. Damit wird dann auch Herr Michel irgendwie zurechtkommen müssen. Seine innenpolitischen Ängste auf die EU-Ebene zu projizieren und deren Mitgliedern vorzuschreiben, was sie zu wählen haben, ist mehr als eine Frechheit, es ist eine Dummheit. Sie blamiert das Bündnis und läßt immer mehr Europäer darüber nachdenken, was sie sich mit der EU á la Michel eingebrockt haben.


 
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