© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    12/01 16. März 2001

 
Meldungen

Pharmaindustrie will weiter an Tieren forschen

BONN. Über "Tierversuche für die medizinische Forschung?" streiten in Forschung&Lehre (Heft 2/01). Bernd Wegener, der Vorsitzende des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie, und Brigitte Rusche, die Vizepräsidentin des Deutschen Tierschutzbundes. Wegener zieht sich dabei auf die bekannte Position zurück, wonach der Verzicht auf Tierversuche zum Schutz der Patienten nicht möglich sei, als Fernziel aber angepeilt werde. Auch würden nur speziell gezüchtete Tiere verwendet, und seit Jahren kämen immer weniger von ihnen zum "Einsatz". Frau Rusche hält, von Wegener unwiderlegt, dagegen, daß der von der Pharmaindustrie reklamierte Schutzeffekt schon deshalb nicht eintrete, weil Säugetiere nun einmal komplexe Organismen seien. Was an der Ratte erforscht werde, lasse sich nicht auf den Menschen anwenden. Die 16.000 Toten, die alljährlich durch Einnahme von Medikamenten sterben, bestätigen dieses Urteil.

 

Spaßpädagogik auf dem Vormarsch im Ländle

STUTTGART. Baden-Württemberg gilt neben Bayern als schulpolitischer Fels im spaßpädagogischen Meer. Wie porös dieser Fels inzwischen geworden ist, läßt sich aus den Mitteilungen des von Frau Schavan (CDU) geführten Stuttgarter Kultusministeriums entnehmen. Etwa aus dem jüngsten "Zwischenbericht zur Weiterentwicklung und Ausgestaltung einer Oberstufenkonzeption für die Förderschule" im Ländle. Dort wird nichts geringeres ins Auge gefaßt als die Abwicklung des effektiven Fachunterrichts, der Fachpläne und natürlich der Fachnoten. Schavans Schulplaner fordern die Abschaffung der Unterrichtsstunde als "getaktete Zeitstruktur". Statt solider Fachkenntnisse sollen vage "lebensfeldbezogene Schüsselqualifikationen" vermittelt werden. Damit dürfte der Weg zur "Lern- und Spielschule" nach dem sozialdemokratischen Hamburger Modell beschritten werden.

 

Putin stehen weitere "Kursk"-Jahre bevor

BERLIN. Der an der Moskauer Lomonossow-Universität lehrende Sozialwissenschaftler Alexander Busgalin stellt derBerliner Debatte INITIAL (Heft 5/6–2000) "Putin als Ideologen des Staatspatriotismus" vor. Putin müsse, angeleitet von radikalen Monetaristen seines Beraterkreises, den Kurs liberaler Reformen fortsetzen, sonst verliere er die Unterstützung jener Kreise, die ihn an die Macht brachten. Gleichzeitig ist er gezwungen, einen dezidert russische Großmachtkonsolidierung zu betreiben, um sein Image als "Volkspräsident" nicht zu verlieren. Faktisch sei Rußland daher eine halbkapitalistische, halbfeudale Ordnung mit eine Unmenge von Überbleibseln des sowjetischen Systems. Busgalins Zukunftsprognose fällt entsprechend düster aus: Auf einer maßlos veralteten materiell-technischen Basis agierend, stünde der Putin-Administration noch manches "Kursk"-Jahr der "Katastrophen und Tragödien" bevor.

 

Potsdamer Konferenz über Kriegserfahrung

POTSDAM. Wer unter deutschen Militärhistorikern etwas auf sich hält, findet sich zwischen dem 12. und 15. März in Potsdam ein. Das Militärgeschichtliche Forschungsamt führt dort die 43. Internationale Tagung für Militärgeschichte durch. Man unterhält sich über "Krieg–Kriegserlebnis–Kriegserfahrung in Deutschland 1914–1945. Vergleichende Aspekte einer deutschen Militär- und Erfahrungsgeschichte in den beiden Weltkriegen". Besondere Aufmerksamkeit dürften die zahlreichen mentalitätsgeschichtlichen Referate über den "Krieg als kollektive Erfahrung in der Heimat", "Weibliche Kriegserfahrungen" und "Die Weltkriege im ’kulturellen Gedächtnis‘ der Nachkriegszeiten" beanspruchen.


 
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