© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    17/01 20. April 2001

 
Kolumne
Nationalstolz
Peter Sichrovsky

Herr Trittin, Deutschlands grüner Umweltminister, hat Schwierigkeiten mit seiner Heimat. Der trotz Trotzky-Bart unverkenntlich an seiner Schnauze erkennbare Deutsche entdeckte an seinem konservativem Gegenüber einen "Rechtsextremen", da dieser es wagte, stolz zu sein, weil er ein Deutscher ist.

Eine nicht einfache Sache, und deshalb wollen wir es wiederholen: Ein deutscher Grüner als kein grüner Deutscher – auf diesen Unterschied besteht der Herr – sieht in einem rechten Deutschen, der stolz ist, ein Deutscher zu sein, einen Kriminellen, einen Skinhead mit extremistischem Gedankengut, weil nur die Rechten diesen dummen Stolz auf ihre Heimat haben ... Aber worauf darf man nun als Deutscher stolz sein? Worauf ist der Grüne stolz, wenn er kein stolzer Deutscher sein darf? Die grüne Parteichefin etwa sagte in einem Interview, als Deutscher könne man stolz sein, wenn man mehr Asylanten ins Land ließe.

Jetzt verstehen wir langsam diese Logik: Des deutschen Grünen Stolz hängt von der Anzahl der Ausländer ab, die ihn umgeben. Je mehr, desto besser. Nun haben die Grünen die Absage an die ungehemmte Einwanderung als "Rassismus" und "Fremdenfeindlichkeit" denunziert. Sie selbst sind daher die "Ausländerfreunde" und deshalb auch die Antithese zum Rechtsextremismus. Wie soll man allerdings jemanden bezeichnen, der die Ausländer und Asylanten dazu mißbraucht, zu seinem Nationalstolz zu kommen?

Ohne Ausländer und Einwanderer gibt es keine stolzen Grünen und keine grünen Deutschen, sondern nur deutsche Grüne! Der aus wirtschaftlicher oder politischer Verzweiflung nach Deutschland Einwandernde ist sich sicherlich über diese Funktion gar nicht im klaren. Wie soll er auch, wer hat ihm das erklärt, daß erst seine Einwanderung die Grünen stolz macht.

Dieser fremd-definierte Stolz entspringt einer Verzweiflung, Deutscher zu sein und doch nicht deutsch sein zu wollen. Und da kann man die Grünen wieder verstehen. Denn wer die Grünen in der Regierung je beobachtet hat, der hat das ungute Gefühl, daß da einer mit dem Bewußtsein eines Schäferhundes den kleinen Dackel spielen will und es glaubt ihm keiner.

Als der deutsche grüne Außenminister einst vor der Versammlung der EU-Abgeordneten einen Vortrag hielt, glaubte man ein Tonband anzuhören: So viel grün-alternative Menschlichkeit und Gelassenheit, wie die grünen Minister im Laufe ihres Lebens abgespeckt haben, kann keine Diät erreichen. Nur das Gebell klingt immer noch wie von einem Schäferhund.

 

Peter Sichrovsky ist Europaabgeordneter und Generalsekretär der FPÖ.


 
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