© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    18/01 27. April 2001

 
Neulich im Internet
Sterns Tierleben
Erol Stern

Ein Nerd ist jemand, der – bevor der PC einen Fehler ausgibt – weiß, wie man ihn behebt, der bei jedem neuen Produkt überlegt, wie man es abstürzen lassen könnte, und der an Heiligabend zu Burger King geht. Nerds können Unmengen von Pizzas verdrücken, ohne regelmäßige Koffeinzufuhr bekommen sie Entzugserscheinungen, ihre liebsten Einrichtungsgegenstände sind Backofen und Kaffeemaschine. Sie erkennen am Hexadezimalcode eines Jpegs, welches Supermodell das Bild zeigt, können sich im Chat besser ausdrücken (mit ;-), :-), @--´--,-- usw.) und SMSen, ohne aufs Handy zu schauen. 3in N3rd r3d3t nicht s0 wi3 wir und k4nn 50g4r d4s n0ch l353n. Er liest Perl-Code als Belletristik. Sex? Nerds pflanzen sich durch Shareware fort, denn weibliche Nerds gibt es kaum. Er hat RAM-Bausteine am Weihnachtsbaum, vermurkste CD-Rohlinge als Untersetzer und braucht keine Weihnachtsdeko: er macht das Licht aus und ergötzt sich an den LEDs seiner Router, Hubs und Server, welche auch seine Bude beheizen. Er fühlt sich ohne Elektronik am Körper (Handy, PDA, Laptop) nackt. Nerds schlafen nicht, sie haben nur einen Energiesparmodus. Bei der Kleidung zählt für herkömmliche Freaks nur, ob CD-ROMs in die Taschen passen; der Nerd hingegen löst das Problem, indem er ein Internet-Startup gründet, damit an die Börse geht und Millionär wird, worauf er sich die besten Schneider leistet, aber in den teuren Anzügen trotzdem aussieht wie ein Freak. Nerds bilden eine gebildete hyperinformierte Subkultur, Toleranz wird gegenüber allen Menschen geübt – sofern sie einen Netzzugang und zehnmal Matrix gesehen haben, b30ba83t 3u3r 3r0l 5t3rn


 
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