© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    19/01 04. Mai 2001

 
Zeitschriftenkritik: Schiffe – Menschen – Schicksale
Marktflaute umschifft
Klaus Gröbig

Um maritim ausgerichtete Periodika ist es in Deutschland schlecht bestellt. Bereits Anfang der neunziger Jahre stellte die monatlich erscheinende Marinerundschau nach hundertjährigem Bestehen ihr Erscheinen ein. In seinem Abschiedseditorial bemerkte der Chefredakteur, daß deutsche Schiffsbau- und Wehrtechnikunternehmen lieber in ausländischen Publikationen werben würden als in deutschen. Hintergrund ist die sachfremde deutsche Marinepolitik in der Bundesrepublik. Handels- und Bundesmarine sind zum Stiefkind deutscher Politik verkommen. Da nimmt es wenig Wunder, daß auch das öffentliche Interesse mau ist. Gibt es doch einmal ein maritimes Thema, an dem die Presse sich nicht vorbeimogeln kann, so kann man sicher sein, daß die Sachkenntnis des Schreibers gleich null ist.

Nun hat auch das Marinearsenal, ein vierteljährlich erscheinendes, eher historisch ausgerichtetes Marinemagazin, sein Erscheinen eingestellt. Das Marineforum, ein Verbandsorgan das beim Mittler Verlag erscheint, ist unter der Ägide des Chefredakteurs Ehrhard Rosenkranz aus maritimer Sicht zu einem uninteressanten politisch-korrekten Zeitgeistblatt herabgesunken. Empörte Leserbriefschreiber beschwerten sich in einer der letzten Ausgaben über falsche Schreibweisen japanischer Kriegsschiffe.

Wo viel Schatten ist, gibt es bekanntlich auch Licht. Seit nunmehr über sieben Jahren erscheint mit Schiffe – Menschen – Schicksale (SMS) eine ebenfalls historisch ausgerichtete Monatszeitschrift. SMS behandelt jeden Monat ein interessantes historisches Ereignis in Verbindung mit einem Schiffsschicksal. Mit den Trieren des Themistokles macht der Leser einen Ausflug in die Zeit der alten Griechen, gewinnt Einblicke in die Zeit der Hanse, der Piraten des Mittelmeeres, der Wikinger, oder er erlebt mit der HMS Hermes noch einmal den argentinisch-britischen Konflikt um die Falklandinseln 1982. Dazwischen werden die kriegerischen Ereignisse der Ersten und Zweiten Weltkrieges thematisiert. Aber auch die zivile Seefahrt hat bei SMS ihren Platz. Beispielsweise sind bereits Hefte zur "Titanic", der "Wilhelm Gustlof" und der "Bremen" erschienen. Heiß diskutiert wird auch nach wie vor das Schicksal der in der Ostsee gesunkenen Fähre "Estonia". Auch hierzu ist bereits ein Heft erschienen.

Zur Zeit des Kaiserreiches hatte die Marine das Interesse breiter Massen gefunden. Das ist vorbei. Dennoch gibt es auch heute noch eine maritim interessierte Lesergemeinde, die langsam, aber kontinuierlich wächst. Leider ist SMS nur im Abonnement, in einigen Bahnhofsbuch- und Zeitschriften-Handlungen sowie ausgewählten maritim ausrichteten Buchhandlungen zu haben. Beim Verlag können interessierte Leser ein Probeheft bestellen.

Verlag Rudolf Stade, Holtenhauer Str. 67, 24105 Kiel. Das 48 Seiten starke Heft kostet 9,50 Mark


 
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