© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    21/01 18. Mai 2001

 
Meldungen

Turkismus keine Gefahr für Rußlands Unterleib

HAMBURG. Mit der Frage einer Rußlands "weichen Unterleib" bedrohenden "Rückkehr des ’Panturkismus‘" beschäftigt sich in Orient (Heft 4/00) die geopolitisch geschulte Moskauer Historikerin Swetlana M. Tscherwonnaja, die an der Russischen Akademie der Wissenschaften mit dem Forschungsschwerpunkt "inter-ethnische Beziehungen" befaßt ist. Sie arbeitet dabei vor allem den ideologischen Gehalt des Schlagworts vom "Panturkismus" heraus, der der Moskauer Zentralmacht nicht selten dazu gedient habe, die Repression gegen die "kleineren" Völker des Kaukasus zu legitimieren. Nach Tscherwonnajas Ansicht lassen schon die starken ethnischen Gegensätze der Turkvölker untereinander keine ernsthafte politische Gefahr für Rußland aufkommen – auch dann nicht, wenn sich Nationalismus und islamischer Fundamentalismus vereinen.

 

Unter wissenschaftlicher Lupe: Der Nizza-Gipfel

MÜNCHEN. EU-begeisterte bundesdeutsche Politikwissenschaftler und Juristen blicken im allgemeinen eher im Zorn auf den Gipfel von Nizza und geben, wie Rebekka Göhring inVorgänge, der SPD-nahen Zeitschrift für Bürggerrechte und Gesellschaftspolitik (Heft 153) ihre Enttäuschung schon in der Überschrift zu erkennen: "’Nie wieder Regierungskonferenz‘". Julia Marquier und Jürgen Mittag, die in Integration (1/01) "Nizza unter der wissenschaftlichen Lupe" betrachten, schätzen die Resultate mit Blick auf die nun in der Grundrechtscharta festgeschriebene "gemeinsame Wertegrundlage" positiver ein, obwohl gerade die Charta offenkundig eine "Fülle von Unklarheiten" enthalte. In der Neuen Zeitschrift für Verwaltungsrecht (4/01) legt der Wiesbadener Staatsanwalt Ralf Knöll den Finger auf die Wunde der "sozialen Rechte". Da die EU hier kaum Kompetenzen besitzt, wecke die Charta Erwartungen, deren Enttäuschung die Akzeptanz der EU nicht gerade erhöhen werde.

 

Landeshistoriker wagen Sprung ins Weltnetz

KIEL.Wer Hunger auf Landesgeschichte verspürt, kann jetzt mit dem modernsten Medium auf das Angebot einer der ältesten Geschichtsgesellschaften Deutschland zugreifen. Die 1833 ins Leben gerufene Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte bietet unter der Adresse www.geschichte.schleswig-holstein.de   eine Zeitreise durch die Geschichte des nördlichsten Bundeslandes an. Etwa 150 Stichworte sind dort unter SH A–Z abrufbar, versehen mit Quellen zu weiterführender Literatur und Internetadressen. Nach Aussage der Gesellschaft gebe es bisher bundesweit keine derart umfangreiche Landesgeschichte im Netz. Den Schritt ins 21. Jahrhundert riskiert man in Kiel nicht zuletzt deswegen, weil trotz gestiegenen Interesses an regionaler Geschichte der Gesellschaft die junge Menschen fehlen.


 
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