© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    23/01 01. Juni 2001

 
Frisch gepreßt

Oswald Spengler. Fast zehn Jahre hat es gedauert, bis Frits Botermans Utrechter Dissertation über "Oswald Spengler und sein ’Untergang des Abendlandes‘" (SH-Verlag, Köln 2000, 474 Seiten, 88 Mark) endlich in deutscher Übersetzung vorliegt. Die Arbeit bietet viel mehr, als der Titel verspricht: Es ist die umfangreichste Darstellung von Leben und Werk Spenglers, die bislang erschienen ist. Botermans griff dafür u.a. auf den mittlerweile nicht mehr beim C.H. Beck-Verlag, sondern in der Bayerischen Staatsbibliothek lagernden Spengler-Nachlaß zurück. Dem Autor gelingt es vor allem, Spenglers politisches Engagement im Krisenjahr 1923 und das Un-Verhältnis des noch immer als "Wegbereiter" des Nationalsozialismus verteufelten Geschichtsdenkers zur Hitler-Partei präzise zu erfassen.

Medizingeschichte. Der Arzt und wirkungsmächtige Publizist Erwin Liek zählt in Armin Mohlers Handbuch zum "wissenschaftlichen Umkreis" der Konservativen Revolution, in enger Nachbarschaft zu den Rassehygienikern Erwin Baur, Eugen Fischer und Fritz Lenz. Wissenschaftshistoriker wie Michael H. Kater etikettieren Liek daher gern als "Mediziner ohne Menschlichkeit", dessen Ideen die Experimente an KZ-Häftlingen inspiriert hätten. Ernst Borghammers biographischer Versuch ("Der Danziger Arzt Erwin Liek 1878–1935. Chirurg und Medizinpublizist in der Medizinkrise vor 1933", Centaurus Verlag, Herbolzheim 2000, 125 S., Abb., 39,80 Mark) kann demgegenüber das schärfere Porträt eines Kritikers des Gesundheitswesens der zwanziger Jahre vermitteln, deren Probleme heute merkwürdig aktuell erscheinen. Leider enthält Borghammers Studie unverzeihlich viele Druck- und peinliche Sachfehler, so etwa wenn für die Zeit vor 1918 von der "Freien Stadt Danzig" die Rede ist.

Frankfurter Schule. Unter dem reißerischen Titel "Die Frankfurter Schule und ihre zersetzenden Auswirkungen" (Hohenrain-Verlag, Tübingen 2001, 349 Seiten, Abb., 32 Mark) hat der Naturwissenschaftler und Publizist Rolf Kosiek eine Philippika gegen jene Denkschule veröffentlicht, der er die "Zerstörung der deutschen geistigen Tradition" anlastet. Mit der grundlegenden Arbeit von Clemens Albrecht et al. (JF 9/00) setzt sich Kosiek zum Nachteil seines Opus aber leider nicht auseinander.


 
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