© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    24/01 08. Juni 2001

 
Berechtigtes Mißtrauen
von Ivan Denes

Wenige Wochen, bevor der Deutsche Bundestag am 30. Mai nach qualvollen Verhandlungen feststellte, daß für deutsche Unternehmen in den USA nunmehr Rechtssicherheit herrsche, und somit grünes Licht für die Ausschüttungen der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" gab, wurde in Miami eine andere Stiftung ins Leben gerufen – die "Stiftung Holocaust-Überlebende – USA". Ihr Zweck: die Errichtung eines ganz Amerika umfassenden Pflegesystems für notleidende Holocaust-Überlebende im eigenen Heim. Grund der Aktion: tiefes Mißtrauen gegenüber der Conference for Jewish Material Claims Against Germany (Claims Conference).

Die neue Stiftung, so heißt es in einer Pressemitteilung des Vorstandes vom 4. Juni, sei aus Sorge entstanden, daß die hilfsbedürftigen ehemaligen Opfer, die jetzt in den USA leben, auch aus den nun in Gang gesetzten deutschen Zahlungen wenig profitieren werden, zumal bisher "die Claims Conference nur einen winzigen Bruchteil der Milliarden, die sie im Namen der Holocaust-Überlebenden ergattert hat" denen zugute kommen ließ, die ihren Lebensabend in Not verbringen. Geld stünde ja reichlich zur Verfügung angesichts der "Dollarmilliarden aus jüngsten Vereinbarungen und aus Fonds der Claims Conference, die aus dem Verkauf ohne Erben gebliebenen ostdeutschen Grundbesitzes stammen", meinte die Stiftung in Miami. Norman Finkelstein, der mit seinem Buch "Die Holocaust-Industrie" Aufsehen erregte, läßt grüßen.


 
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