© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    24/01 08. Juni 2001

 
WIRTSCHAFT
Wenn Staat und Bank verquasen
Bernd-Thomas Ramb

Berlins Bankenskandal nimmt katastrophale Ausmaße an. Auf vier Milliarden Mark beziffert das Bundesaufsichtsamt für Kreditwesen den zusätzlichen Kapitalbedarf der Bankgesellschaft Berlin (BGB), die nach der Fusion von Berliner Bank, der Immobiliengesellschaft Berlin Hyp, der Landesbank Berlin und der Berliner Sparkasse 1994 zum zehntgrößten deutschen Bankinstitut avancierte und nun vor der Wiederaufspaltung steht. Der Hauptverlustbringer Berlin Hyp dürfte kaum einen Interessenten finden – schließlich wurde dort durch irrealistische Immobilieninvestitionen in zigtausend brandenburgische Plattenbauten mehr Geld verbrannt als bei den größten Pleitefirmen der new economy. Die von Fachleuten auf sechs Milliarden Mark hochgerechneten Kosten der Bankenschieflage wird das Land Berlin als Hauptanteilseigener der BGB zahlen. Will es nicht seinen bis dato bereits horrenden Schuldenberg von 75 Milliarden Mark um weitere acht Prozent erhöhen, kann das nur Kürzungen im Landesetat bedeuten.

Jede reine Privatbank stünde in dieser Situation vor dem Aus. Die BGB genießt jedoch trotz Firmierung als Aktiengesellschaft den Zwitterstatus einer halb-öffentlich-rechtlichen Institution. Verluste werden nicht über die privaten Aktieninhaber, sondern über die staatlichen Anteilseigner kompensiert. Die wiederum können nicht pleite gehen, weil hinter ihnen der Steuerzahler oder die zusätzliche Staatsverschuldung steht. So wundert es nicht, daß sich der Kurs der BGB-Aktie trotz massiver Verkaufsempfehlungen seit Mitte des letzten Jahres lediglich halbiert hat. Davon können die aktienkursgebeutelten Jungfirmen nur träumen: ein staatlicher Anteilseigner, der für die finanziellen Desaster aufkommt. Dafür müßten sie lediglich inkompetente Politiker in den Aufsichtsräten ertragen.


 
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