© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    24/01 08. Juni 2001

 
UMWELT
Kein Geld für Züge, Millionen fürs Design
Mirko Mokry

Jedermann fragt sich, wie es bei einem solchen Durcheinan-der, wie es bei der Deutschen Bahn (DB) herrscht, mit der Bahn weitergehen soll. Bahnfahren wird immer teurer, aber der Service hinkt hinterher. Die Pünktlichkeit läßt zu wünschen übrig, und in vielen ländlichen Gegenden gibt es die Bahn überhaupt nicht mehr, da wird flächendeckend stillgelegt – bis 2010 sollen 20 bis 25 Prozent des Gleisnetzes abgebaut werden!

Die Bahntochter DB Cargo will 730 der 2.100 Güterverkehrsstellen schließen: Güterleistungen wandern auf die Straße und verstopfen diese noch mehr. Auch große Städte wie die sachsen-anhaltinische Landeshauptstadt Magdeburg sind von der irrsinnigen Politik der "Fachmanager" betroffe: Die Interregio-Verbindung nach Schwerin wird zum Fahrplanwechsel am 10. Juni eingestellt. Die Mitte-Deutschland-Verbindung Chemnitz – Kassel – Aachen wurde gestrichen, der Kururlauber-Interregio Berlin – Hof – Oberstdorf ebenso. Wenn die Fahrgäste nun im dem bayrischen Kurort ankommen, sind sie wirklich "kurreif" – durch mehrmaliges Umsteigen! Dafür sind alleine für die Umlackierung von IC-Waggons zwölf Millionen Mark vorgesehen – aus Design-Gründen!

Sicher ist nur, daß der irreparable Zustand bei der Bahn weiter anhält, solange dort Manager beschäftigt werden, die in Aufsichtsräten kokurrierender Verkehrsmittel (Lkw, Flugzeug) sitzen. Selbst Bahnchef Mehdorn kommt von der Heidelberger Druckmaschinen AG. Solange nicht wieder Eisenbahner, die von der Pike auf in diesem Beruf tätig waren, die Bahn leiten, wird es mit dieser DB weiter bergab gehen.

 

Mirko Mokry, 22, Lokführer, ist Mitglied des Magdeburger Landtages und verkehrspolitischer Sprecher der Freiheit-lichen Deutschen Volkspartei (FDVP).


 
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