© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    24/01 08. Juni 2001

 
Lauschangriff beendet
Die US-Abhörstation in Bad Aibling soll geschlossen werden / Bundesnachrichtendienst dementiert Interesse an Übernahme
Andreas Wisuschil

Die Station der US-amerikanischen National Security Agency (NSA) und des Central Security Service (CSS) in Bad Aibling wird zum 30. September 2002 geschlossen. Dies teilte deren Kommandant, Oberst Clyde T. Harthcock, vergangene Woche dem Bürgermeister von Bad Aibling, Werner Keitz, mit. Der Grund für diesen überraschenden Akt liegt nach offiziellen Verlautbarungen in einer Neuordnung der in Deutschland stationierten US-Streitkräfte. Von dieser zweitgrößten US-Abhörstation in Europa mit ihrem internationalen Abhörsystem Echelon heißt es, daß von Bad Aibling aus Wirtschaftsspionage auch gegen deutsche Unternehmen betrieben werde. Die USA versicherten jedoch immerzu eine rein auf die Abwehr des internationalen Terrorismus ausgerichtete Erfassungstätigkeit. Beachtlich erscheint, daß Oberst Harthcock indirekt die Möglichkeit erwähnte, der Bundesnachrichtendienst (BND) könnte unter Umständen die hochmoderne Abhörtechnik übernehmen. Eine Sprecherin des BND dementierte jedoch ein Interesse an einer Übernahme. In einem Schreiben der US-Botschaft an das Verteidigungsministerium ist die Rede von einer Verbesserung der Beziehungen zur Bundesregierung und der bayerischen Landesregierung. Die Stillegung der Bad Aibling Station stellt also einen außenpolitischen Erfolg dar. Echelon war offensichtlich doch problematisch!


 
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