© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    24/01 08. Juni 2001

 
Frisch gepreßt

Germanisten. Um Rechtfertigung bemüht, fragen Christoph König (der im Deutschen Literaturarchiv in Marbach die Arbeitsstelle für die Erforschung der Geschichte der Germanistik leitet) und seine Mitherausgeber eingangs, wer eigentlich – außer den Fachkollegen – an einer Sammlung von Aufsätzen über deutsche Germanisten interessiert sein könne. Doch wer beispielsweise im Aufsatz über Karl Lachmann blättert, der 1816 seine Berliner Antrittsvorlesung über "die ursprüngliche Form des Nibelungenliedes" hielt, ahnt schnell, daß er es hier mit Leuten zu tun hat, die als Editoren und Interpreten nicht unwesentlich an dem gebastelt haben, was man heute deutsche Leitkultur nennen könnte –wenn einem Namen wie Jacob Grimm, Wilhelm Dilthey, Andreas Heusler, Friedrich Gundolf, Benno von Wiese oder Wilhelm Emrich,um nur einige der hier Porträtierten zu nennen, heute noch etwas sagen ... ("Wissenschaftsgeschichte der Germanistik in Porträts", W. de Gruyter Verlag, Berlin 2000, X–295 Seiten, 98 Mark).

Grenzen. Robert Spaemann zählt zu den ersten und ältesten Schülern des Kreises um Joachim Ritter (1903–1974) in Münster, wo er sich 1952 promovierte. Die Ritter-Schule mit publizistisch engagierten Gelehrten wie Hermann Lübbe oder Odo Marquard oder mit "Praktikern" wie dem Bundesverfassungsrichter Ernst-Wolfgang Böckenförde, muß als der eigentliche bundesdeutsche Gegenpol zu den "Frankfurtern" um Horkheimer und Adorno gelten. Diese frühen Prägungen spürt man in jeder Arbeit des Münchner Emeritus Spaemann, der mit seinem neuen, ziegelsteinschweren Buch kaum einer aktuellen Debatte ausweicht: Atomenergie, Paragraph 218, Euthanasie, Tierversuche, Gentechnologie und das von Hans Küng erträumte "Weltethos" werden hier in aristotelischer Nüchternheit abgehandelt ("Grenzen. Zur ethischen Dimension des Handelns", Klett-Cotta, Stuttgart 2001, 559 Seiten, 68,50 Mark).

Marx und Marxismus. Als ginge es darum, heute noch anti-marxistische Schulungskurse mit handlich-knappem Instruktionsmaterial zu versehen, präsentiert Konrad Löw seine Kompilation aus den "blauen Bänden" der "Klassiker" ("Marx und Marxismus. Eine deutsche Schizophrenie. Thesen, Texte, Quellen", Olzog Verlag, München 2001, 424 Seiten, 58 Mark.)


 
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