© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    29/01 13. Juli 2001

 
Stürmische Ernte
von Ivan Denes

Nachdem er Deutschland der Ausländerfeindlichkeit, des Rassismus und weiterer Todsünden bezichtigt hat, versucht jetzt der Europa-rat das Bein aus dem Fettnapf zu ziehen. Unvermutet heftig war die Reaktion Otto Schilys und vieler anderer auf den Straßburger Unfug ausgefallen. Für das Ausland wird ein Schatten über den guten Namen Deutschlands bleiben – und dies nicht ohne Grund. Man sollte sich lediglich an den Aufruf Gerhard Schröders zum "Aufstand der Anständigen" erinnern, an den von Michel Friedmann mit Schaum vor dem Mund so oft verkündeten "Skandal", als sich von 220.000 angeschriebenen deutschen Unternehmen weniger als 7.000 bereiterklärten, ihren Obulus dem Zwangsarbeiterfonds zu entrichten, und an die ganze Schaumschlägerei, welche die deutsche Realität auf den Kopf stellt.

Wie war es denn, als Rechtsextremisten in Sebnitz einen Knaben im Schwimmband ertränkt hätten und der Kanzler mit den Eltern mittrauern wollte? Als im vergangenen Herbst die israelischen, französischen und amerikanischen Medien vor dem weltweiten Export der Intifada warnten, reagierte man mit der schlagseitig aufgeblasenen Statistik vermeintlicher rechtsextremistischen "Straftaten" – später zum größten Teil auf "Verbalverbrechen" abgestuft. Das Ausland nahm aber die Manipulierer der deutschen Öffentlichkeit beim Wort. In Großbritannien oder in Frankreich gibt es viel aggressiveren Rassismus und Antisemitismus als in Deutschland. Nur leiden diese Staaten nicht an Selbstkasteiungswahn. Wer Wind sät, soll nicht staunen, daß er Sturm erntet.


 
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