Brüder gehen einander manchmal auf den Wecker, aber sie bleiben Brüder", meinte Bundespräsident Johannes Rau vor dem gemeinsamen Frühstück mit Amtskollegen Thomas Klestil anläßlich der Botschaftseröffnung letzte Woche in Berlin. Auch Joseph Fischer pries das "fast familiäre Verhältnis" zwischen Österreich und Deutschland. Bei Wiener Schnitzel und Mozartmusik "wollen wir vorwärts blicken und nicht zurück", meinte der Außenminister, die Zeit der Sanktionen sei "Vergangenheit". Die Einladung nach Wien nahm der einstige Steinewerfer "gerne an". Dabei liegt der unsägliche Kanzlerbesuch in Wien kaum zwei Monate zurück: Schröder traf zuerst den SPÖ-Obergenossen "Gruselbauer" statt Amtskollegen Wolfgang Schüssel. Kein Wort der Entschuldigung kam Rau oder Fischer bis heute über die Lippen – etwas mehr Stolz statt diplomatischer Zurückhaltung hätte Wien gut angestanden. Denn: "Spaßkanzler" kommen und gehen – das deutsche Volk bleibt!