© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    29/01 13. Juli 2001

 
Frisch gepreßt

Leuchttürme. Eins muß man den Angelsachsen lassen: bei der populären Aufbereitung der Vergangenheit haben sie den Bogen raus. Zumal wenn es für diese "Meerschäumer" (Carl Schmitt) darum geht, uns kontinentale Landtreter mit der historischen Dimension maritimer Existenz vertraut zu machen. Als ultimative Sommerlektüre des letzten Jahres konnte man daher Nathaniel Philbricks Report über die letzte Fahrt des Walfängers "Essex" empfehlen (JF 37/00; Wochen bevor die Meinungsführerschaft reklamierenden Gazetten dieser Republik das Buch spaltenlang bejubelten!). Die dort dank klassischer Einheit von Ort, Zeit und Handlung gebotene fesselnde Dramatik erreicht Bella Bathursts Opus über den Leuchtturm-Bau an der unwirtlichen schottischen Küste zwischen 1780 und 1850 zwar nicht. Anders als bei Philbrick findet der Leser ihrer faktengesättigten Saga über die Ingenieursfamilie Stevenson, die erst mit dem "Schatzinsel"-Dichter in die Weltruhmssphäre vorstieß, dafür zwischen den Kapiteln auch einmal Zeit für einen kühlen Drink ("Leuchtfeuer. Die außergewöhnliche Geschichte von der Erbauung sagenumwobener Leuchttürme durch die Vorfahren von Robert Louis Stevenson", Schneekluth Verlag, München 2001, 351 Seiten, Abb., 39,90 Mark).

U-Boote.Wir bleiben im nassen Element und erinnern uns daran, daß Hollywood, das seine Märchenproduktion gern auf die Geschichte des Zweiten Weltkrieges ausdehnt, vor kurzem fast für diplomatische Verstimmung zwischen Washington und London gesorgt hätte. Schanzte doch ein filmisches U-Boot-Epos der US-Navy das Verdienst zu, den deutschen Funkschlüssel (Enigma, griechisch: das Rätsel) geknackt zu haben, der die Verbindung zwischen Seekriegsleitung und den die "Schlacht im Atlantik" schlagenden U-Booten abhörsicher machte. Stephen Harper, einstiger Chefkorrespondent des Daily Express, belegt mit seiner spannenden Rekonstruktion, daß allein der Royal Navy das Verdienst zukommt, in den deutschen Marinefunkschlüssel eingebrochen zu sein und damit die nach Ansicht des britischen Premierministers Churchill gefährlichste Bedrohung des Empire abgewendet zu haben ("Kampf um Enigma. Die Jagd auf U-559", Verlag E. S. Mittler & Sohn, Hamburg 2001, 144 Seiten, Abb., 29,80 Mark).


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen