© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    30/01 20. Juli 2001

 
Mortier geht seinen Weg
Der scheidende Intendant der Salzburger Festspiele legt einen kläglichen Abgang hin
Richard Stoltz

Gute Abgänge wollen geübt sein. Was Gérard Mortier, der scheidende Intendant der Salzburger Festspiele, jetzt als persönlichen Abgang hingelegt hat (in einem Interview mit der Berliner Welt), hatte nicht einmal Hausmeister-Niveau. Unelegant war das, ohne Geist und Raffinesse, die üblichen Klischees über die angebliche Mozartkugel-Kultur in Salzburg, das "reaktionäre" Publikum, die Landesregierung nebst Gastwirten und Taxifahrern, die immer nur Touristen schröpfen wollen und Herrn Mortier natürlich zu wenig Geld gegeben haben. Vier minus. Mehr verdient diese Nöhlerei wirklich nicht. Die Salzburger, so Mortier, "hängen immer noch an dem konservativen Schönheitsideal eines Hugo von Hofmannsthal." Was sollen sie denn auch machen? Was Besseres ist ihnen seitdem nie wieder geboten worden, am wenigsten von Gérard Mortier. Gefragt, was von seinem Regiment für die Festspiele bleiben werde, antwortet er (und riskiert dabei den einzigen Witz des ganzen Interviews): "Die neue Kasse, die neue Kantine und die neuen Toiletten." Wo einer recht hat, da hat er eben recht.

Wie dichtete einst Hofmannsthal? "Und Kinder wachsen auf mit tiefen Augen, die von nichts wissen, wachsen auf und sterben. Und alle Menschen gehen ihre Wege". Auch Mortier geht nun seinen Weg, ins Ruhrgebiet. Dort freut man sich schon auf die neuen Toiletten.


 
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