© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    31-32/01 27. Juli / 03. August 2001

 
Handpuppe des Kanzlers
von Bernd-Thomas Ramb

Da macht ein Bundeswirtschaftsminister das, was allgemein von ihm erwartet wird, er diagnostiziert den Zustand der deutschen Wirtschaft und fügt dem logisch konsequente Änderungsvorschläge bei – und er erntet wütende Kommentare aus dem eigenen Regierungslager. Minister Müller versichert die Öffentlichkeit der Rückdeckung durch den Kanzler, wenn er anregt, die Krankenversicherung transparenter zu gestalten, heilige Kühe der Subvention, wie etwa im Kohlebergbau, zu schlachten und generell staatliche Regulierung und Interventionismus endlich durch private Selbstentscheidung und individuelle Eigengestaltung abzulösen.

Das ist ebenso gut und richtig, wie es von den applaudierenden Oppositionsparteien stets gefordert, in deren Zeiten der Regierungsverantwortung aber auch beharrlich versäumt wurde, in die Realität umzusetzen. Untätigkeit wird auch im Müllerschen Fall als Schlußergebnis zu erleben sein. Nicht anders sind seine verbalen Rückzieher auf die Interpretation seines Wirtschaftsberichts (immerhin der Bericht eines Mitglieds der Regierung!) als bloßen Dankansatz und die Beteuerung der SPD-Oberen zu verstehen, der – eben nicht Parteigenosse – Bundeswirtschaftsminister habe allein seine privaten Ansichten geäußert. All dies im Namen Schröders! Das kann nur heißen: Minister Müller ist die Handpuppe in des Kanzlers rechten, während die linke das Kasperle des braven Sozialisten führt. Oder ist Müller der Seppl und Müntefering das böse Krokodil? Egal, es ist ja bloß Kasperletheater.


 
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