© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    31-32/01 27. Juli / 03. August 2001

 
Zeitschriftenkritik: Iz3w
Kapitalismuskritik von links
Werner Olles

Die "ie-zett-drei-weh" (geschrieben: iz3w) ist die seit 1970 erscheinende Zeitschrift des "Informationszentrums Dritte Welt" in Freiburg, dessen Arbeit vom Kirchlichen Entwicklungsdienst der Evangelischen Kirche in Deutschland gefördert wird. In acht Ausgaben pro Jahr beschäftigt man sich mit verschiedenen Aspekten der Globalisierung, mit Migration und Rassismus, Weltwirtschaft, Entwicklungspolitik und -theorie, mit Ökologie und Medien, Literatur, Sport und Musik sowie sozialen Bewegungen. In den Analysen und Berichten zu aktuellen politischen Debatten werden die gesellschaftlichen Entwicklungen durch eine "Nord-Süd-Brille" gesehen, was dafür spricht, daß die Iz3w alles andere als eine objektive Quelle für Informationen und Analysen zum Weltgeschehen ist.

Jedoch wird im Untertitel "Zeitschrift zu Politik, Ökonomie und Kultur zwischen Nord und Süd" subtil angedeutet, daß die simple Trennung in Nord und Süd sich ebenso wenig aufrechterhalten läßt wie die soziale in Oben und Unten oder Gut und Böse. Die politische Heterogenität der Iz3w-Autoren spiegelt sich dabei durchaus in unterschiedlichen theoretischen Ansätzen wider. Dennoch bildet die Kritik an den kapitalistischen Verhältnissen, "die nur für einen kleinen Teil der Weltbevölkerung komfortabel sind, während gleichzeitig – in Nord und Süd – die Marginalisierung der Menschen fortschreitet, die für den Kapitalismus überflüssig und nutzlos geworden sind", den gemeinsamen Ausgangspunkt der Themen und Schwerpunkte der Zeitschrift.

So engagiert man sich für eine kritische tourismuspolitische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit und hinterfragt den touristischen Konsum fremder Länder und Kulturen, informiert über die Welthandelsorganisation (WTO) und die verheerenden Folgen ihrer neoliberalen Freihandelspolitik für die Landwirtschaft und den Dienstleistungssektor des Südens, analysiert die entwicklungspolitischen Trends und Akteure der neunziger Jahre und diskutiert die Rolle der Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs) sowie alternative Ansätze in der Entwicklungszusammenarbeit.

Weitere wichtige Themen der letzten Jahre waren unter anderem Weltwirtschaftskrise, EU und G7, Global Cities, Kriege im Frieden, Kulturalisierung, Populismus, Biopolitik, Ende der Utopien?, Islamismus, Ethno-Nationalismus, Starke Staaten – schwache Staaten, Globalisierung von unten, Dritte Welt und wir, Neue Medien, Politik der Grenze, Mythos Che Guevara, Rolle des Internationalen Währungsfonds (IWF) und Welternährung durch grüne Gene. Themen also, die durchaus auch für Konservative ohne Scheuklappen von Interesse sein müßten. Und wenn im Editorial der jüngsten Ausgabe gegen "ethnisierende Multi-Kulti-Konzepte", das "Verfassungspatriotismus-Gefasel" und die Aktivitäten eines "staatlich verordneten Anti-Faschismus der Allparteien-Koalition des Bündnis gegen Rechts" gewettert wird, kommt das zwar von linksaußen, muß aber allein deswegen nicht falsch sein.

"Iz3w", Postfach 5328, 79020 Freiburg. Das Einzelheft kostet 8 Mark, das Jahresabo 60 Mark.


 
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