© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    31-32/01 27. Juli / 03. August 2001

 
Blick in die Medien
Buschfunk
Ronald Gläser

Im Berliner Olympiastadion erlebte der neue Bürgermeister neulich ein Fiasko. Klaus Wowereit wohnte dem Fußballendspiel von jugendlichen Nachwuchsspielern aus Lateinamerika bei. Am Ende übergaben er und Ulli Hoeneß den Pokal an die Jugendlichen. Ohne, daß er auch nur ein einziges Wort gesagt hätte, wurde der Regierungschef vom ganzen Stadion ausgebuht. Die deutsche Öffentlichkeit ist so libertär, daß wahrlich niemand mehr Anstoß an noch so perversen Schlafzimmergewohnheiten von Prominenten nehmen würde. Aber Schwul-und-gut-so-Wowereit hat einen Riesenfehler gemacht. Er versucht mit seinen Präferenzen Wahlkampf zu machen. Es wäre besser für ihn gewesen, er wäre "geoutet" worden. Dann hätte sich nur noch ein CDU-Hinterbänkler mit einer kritischen Äußerung finden lassen müssen. Und prompt hätte die Öffentlichkeit einen Märtyrer. Doch so ging der Schuß nach hinten los. Er hätte sich Volker Beck als Vorbild nehmen können. Der Abgeordnete der Grünen versucht sich derzeit selbst in diese Märtyrerrolle zu bringen. Erst gab er BILD ein Interview über die geplante Homo-Ehe mit seinem Freund Jacques. Dann beschwerte er sich darüber, daß das Blatt sein Privatleben thematisiere – nicht gerade sehr konsequent! Ein anderer Regierungschef war auf seine Weise konsequent. Thüringens Ministerpräsident Bernhard Vogel ließ kürzlich die gesamte Auflage des "lesbisch-schwulen" Monatsmagazins Buschfunk einziehen. In der Aprilausgabe wurde er als "einer von uns" tituliert.


 
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