© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    33/01 10. August 2001

 
UMWELT
Süssmuth vergißt die Ökologie
Volker Kempf

Kulturelle, ethnische und ideologische Unterschiede gibt es in ökonomischer Hinsicht nicht. Wir brauchen Zuwanderung, damit unser Land verjüngt wird und besser wirtschaftet. Integrationskosten fallen zwar an. Doch es bleibt dabei: Ökonomisch gesehen gibt es keine Ausländer, sondern nur einen globalen Arbeitsmarkt, aus dem sich Deutschland herausgreifen soll, wonach es beliebt. Das lehrt Rita Süssmuth, die es von Hans-Olaf Henkel weiß.

Ganz anders sieht es aus, wenn man statt der ökonomischen Brille einmal die ökologische aufsetzt. Auch hier gibt es zunächst keine Ausländer. Ökologisch gesehen ist aber jeder Mensch Teil eines Ökosystems, erst dann der Wirtschaft. Jede Person mehr trägt zur Erhöhung der Bevölkerungsdichte bei, also zur Belastung des betreffenden Ökosystems – je höher die materiellen Ansprüche sind, um so mehr. So wurden etwa in der Schweiz in den neunziger Jahren Maßnahmen zur Reduzierung des Energieverbrauchs ergriffen, um den CO2-Ausstoß zu verringern. Eigentlich war das Vorhaben erfolgreich, doch hat man vergessen zu berücksichtigen, daß Zehntausende Zuwanderer jährlich auch Menschen sind, die Energie brauchen. Der Einspareffekt war dahin.

40.000 Personen – gleich ob Deutsche oder Einwanderer – beanspruchen 1,3 Milliarden Kilowatt Energie, fahren mit 20.000 Autos herum, erzeugen 14.000 Tonnen Siedlungsabfall sowie 5.500 Tonnen Sondermüll. Zwei Millionen Quadratmeter Wohnfläche werden benötigt. Komisch, daß das keine Rolle zu spielen scheint. Der Einwanderer wird zur ökonomischen Größe erklärt, nicht jedoch zur ökologischen, und die Probleme sind verschwunden, weiß die Pädagogin Süssmuth. Wer selbst denkt, ist hingegen von gestern.


 
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