© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    34/01 17. August 2001

 
Publizistisches Niveau
Die „JUNGE FREIHEIT“ darf im Deutschlandfunk nicht mehr zitiert werden
Thorsten Thaler

Beim Deutschlandfunk in Köln ist jetzt den Redakteuren per Ukas verboten worden, in Presseschauen oder Kommentaren die JUNGE FREIHEITzu zitieren. Das Verbot, so wird eilfertig versichert, richte sich aber nicht gegen die unbequemen, quer zur politischen Korrektheit stehenden Meinungen dieser Zeitung, sondern gegen ihr „geistiges und journalistisches Niveau“. Eine Zeitung mit einem solchen Niveau dürfe man einfach nicht zitieren, und deshalb sei also den Redakteuren ab sofort verboten, sie zu zitieren.

Im ersten Augenblick möchte man ausrufen: „Alle Achtung! Jetzt sorgt sich endlich einmal eine Intendanz bzw. Chefredaktion um das publizistische Niveau in der deutschen Presse! Das verdient Anerkennung.“ Aber bei näherer Betrachtung kommen einem doch Bedenken. Kann man wirklich das Niveau durch Zitierverbote verbessern? Wieso überläßt man es nicht den Redakteuren, zwischen hohem und niedrigem Niveau zu unterscheiden, wieso muß man ihnen ausdrücklich etwas verbieten? Traut man etwa nicht dem Niveau dieser Redakteure, richtet sich das Verbot vielleicht gar nicht in erster Linie gegen die JUNGE FREIHEIT, sondern gegen die eigene Redaktion?

Und woran erkennt man die Niveau-Unterschiede? An der richtigen Grammatik und Rechtschreibung? An der Vorliebe für Bettgeschichten und andere populäre Knüller? Hätte man dann nicht beim Verbieten „wegen Niveau“ mit der Bild-Zeitung oder dem Spiegel den Anfang machen müssen?

Wer die Niveau-Debatte auf die Tagesordnung setzt, der muß mit Beispielen für hohes bzw. niedriges Niveau aufwarten, schon damit man erkennen kann, ob es sich am Ende nicht doch um politische Zensur handelt. Vorläufig kann man nur an einem zweifeln: am publizistischen Niveau von Intendanz und Chefredaktion des Deutschlandfunks.


 
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