© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    34/01 17. August 2001

 
JF intern
Ein Stück Lebensqualität

Mitten im alten bürgerlichen West-Berlin liegen unsere Redaktionsräume. Das schadet aber nichts, weil wir Medienleute unsere Informationen überwiegend aus den Medien beziehen. Die Begegnung mit der Realität geschieht beim Gang zum Supermarkt an der Ecke. Der neue „Netto“-Markt scheidet die Geister. „Preiswert!“ jubeln die einen, „Häßlich!“ schimpfen die anderen. Halb unausgepackt stehen die Riesenpackungen im Regal, gelbe Schilder mit „Molkereiprodukte“, „Säfte“ und „Fette“ kennen keinen Grafiker, Designer oder wie man diesen überflüssigen Luxus nennt. Zwischen Würsten und Puddings hängen unförmige Damenhosen für 25 Mark pro Stück. Trotz vieler Kopftücher unter der Kundschaft erinnert das Szenario an die DDR: Bei uns sind noch immer alle satt geworden - notfalls über die Sättigungsbeilage. Ein bißchen Glanz und Firlefanz ist doch die Leistung des Kapitalismus. Wenn die jetzt wegfallen soll, wackelt ein System. Daran kann die JUNGE FREIHEIT kein Interesse haben.

Unser Wirtschafsredakteur hat allerdings einen guten Grund für „Netto“ ausgemacht: Der dänische Konzern vermeidet die sonst schon überall obligatorische Auszeichnung in Euro. Wer jetzt noch zur Konkurrenz geht, muß das heimlich machen. Angelika Willig


 
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