© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    35/01 24. August 2001

 
Zeitschriftenkritik: Phase zwei
Zwischen Straßenfest und Paranoia
Werner Olles

Mit der ersten Ausgabe von Phase zwei haben „Linksradikale aus verschiedenen Städten und Gruppen“ im Sommer 2001 ein Zeitschriftenprojekt gestartet, das voraussichtlich alle zwei bis drei Monate erscheinen soll und „einen neuen Anfang für bundesweite Diskussion, Aktion und hoffentlich bald auch wieder Organisation bedeutet“. Als Herausgeber fungiert ein „Verein zur Förderung antifaschistischer Kultur e.V.“ mit Sitz in Göttingen, wobei es der Wahrheit wohl ziemlich nahekommen dürfte, wenn man dahinter die halbkriminelle Göttinger „Antifa/M“ vermutet.

Das läßt natürlich für die journalistische und erst recht für die politische Linie des Blattes nichts Gutes ahnen, obwohl der erste Text „Am Ende der Hoffnung - Deutschland nach dem Sieg von ’68“ noch einigermaßen gelungen ist. Nach einer weitgehend korrekten Analyse des soziologischen und zeithistorischen Hintergrundes der damaligen kulturellen Situation kommen die Autoren zu dem Schluß, daß außer „linker Phraseologie“ nichts geblieben ist. Das ist zwar eine vernichtende Bilanz der ’68er-Bewegung, aber es ist nun einmal nicht zu leugnen, daß der revolutionäre Protest die Ausbreitung der Waren- und Konsumgesellschaft nicht verhindert, sondern vielmehr beschleunigt hat. Was die Linksextremisten von Phase zwei - die ja selber nur zu gerne die Zensur als Mittel der politischen Überwachung einführen würden - allerdings nicht verstehen können oder wollen, ist, daß in unserer permissiven Gesellschaft der Verzicht auf nationale und kulturelle Identität nur in der freiwilligen Knechtschaft enden kann.

Liest man Thomas Ebermanns Aufsatz „Deutscher Sonderweg - Erklärung keines Betriebsunfalls“, der auf seinem auf dem Göttinger „Antifa“-Kongreß gehaltenen Vortrag basiert und im Grunde nicht mehr als eine verkürzte und trivialisierte Ausgabe der Thesen Goldhagens darstellt, erfährt man zwar einiges über die Dialektik zwischen „Antifaschismus“ und Fanatismus, vor allem wird einem aber das sozialpsychologische Rezept totalitärer Bewegungen klarer. Es ist die fanatische Gewißheit eines „Antifaschismus“, der als Symptom einer durch und durch hysterischen Gesellschaft irgendwo zwischen Paranoia und einem beliebigen multikulturellen Straßenfest anzusiedeln ist. Aber es bleibt dennoch bei der einfachen Tatsache, daß die „Antifa“-Bewegung einen entscheidenden Faktor bei der Unterwerfung Deutschlands unter fremde Interessen darstellt.

Phase zwei kann dies nur recht sein, denn man weiß hier ganz genau, daß man auf der einzig richtigen Seite steht und deshalb auch nicht weiter darüber nachdenken muß, wie die Realität aussähe, wenn das eigene Handeln Erfolg hätte. Das mehr oder weniger fried-liche Zusammenleben von Menschen mit unterschiedlichen weltanschaulichen, politischen und ethischen Überzeugungen - wobei die oft genug desaströsen sozialpsychologischen Folgen eines alles relativierenden Pluralismus nicht beschönigt werden sollen - ist der Zeitschrift jedenfalls keine Herzensangelegenheit.

Phase zwei. c/o Linxxnet, Bornaische Str. 3d, 04277 Leipzig. Der Einzelpreis beträgt 6 Mark.


 
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