© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    36/01 31. August 2001


Kalte Füße in Hamburg
von Claudia Hansen

Wie kein anderer Politaußenseiter hat es Ronald Schill in kurzer Zeit zu medialer Berühmtheit gebracht: Vor einem Jahr war er noch ein kleiner Amtsrichter, der gegen die hanseatische Kuscheljustiz zu Felde zog, heute zittert das ganze linke Establishment vor ihm. Seine Fokussierung auf die innere Sicherheit brachte ihm Sympathien bei Konservativen in der ganzen Bundesrepublik, doch manche Äußerung, die politische Klarheit ebenso wie konservatives Gefühl vermissen läßt, gibt zu denken. „Wir sind für ein Einwanderungsland und unterstützen Beckstein ...“, erklärte er jüngst - nur ein Ausrutscher, ein Mißverständnis? Oder waren die Vorschußlorbeeren rechter Kreise für Schill unangebracht?

Vor seinem Ideal, eine „CSU des Nordens“ zu schaffen, ist er meilenweit entfernt. Sein Haufen ist noch jung, sehr heterogen, und einen großen Teil der Kandidaten seiner Liste kann man bestenfalls als „unbedarft“ charakterisieren. Auch bezüglich Schills eigenem politischen Standpunkt sind zuweilen Zweifel angebracht. Noch vor einem Jahr ließ er sich schmeicheln mit dem Etikett „Haider des Nordens“. Dann bekam er kalte Füße und schickte wüste Beschimpfungen in Richtung Klagenfurt. Dem Aufruf einiger Künstler, Hamburg sei „zu schön, um rechts zu sein“, begegnete Schill nun mit verbalen Ausfällen „gegen Rechts“, die weit über das der politischen Korrektheit geschuldete Maß hinausgehen. Schill tut gut daran, rechte Hinterhof-Demagogen von seiner Partei fernzuhalten. Mit unbedachten, pauschalen Schmähungen „gegen Rechts“ gräbt er jedoch mit an der Grube, in die ihn seine Gegner fallen sähen.


 
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