© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    36/01 31. August 2001

 
UMWELT
Plastikbäume und Negerstatuen
Volker Kempf

Alles Neue kommt bekanntlich aus den USA. Auch die erste Allee aus Plastikbäumen entstand in den siebziger Jahren in diesem Wunderland. Schule hat dieses Beispiel nicht gemacht, wohl aber gehören Plastikpflanzen auch zu unserem Alltag.

Was spricht gegen Plastikbäume? Da eine gut begründete Antwort gar nicht so einfach ist, kann dankbar ein gleichlautender Aufsatz von dem Juristen Laurence H. Tribe aus dem Jahre 1980 aufgegriffen werden (in: Birnbacher, D., Ökologie und Ethik, 1980). Die Antwort des US-Amerikaners: „Ganz ähnlich wie die kleinen Negerstatuen, die früher allzu viele Vorgärten verunzierten, verkürzen Plastikbäume unterschwellig die Wesen, deren Abbild sie sind, auf Eigenschaften wie Brauchbarkeit, Nützlichkeit und Zierde.“ Problematisch daran sei, daß solche Zerrbilder die Auffassung verstärken, daß die abgebildeten Gegenstände nicht für sich selbst, sondern allein dafür existieren, ein Universum von Wünschen und Bedürfnissen zu befriedigen. Was nicht für sich selbst betrachtet wird, dem wird auch kein Rechtsstatus zugesprochen. Diese Tendenz ist es, die den Rechtswissenschaftler an Plastikbäumen stört. Das sehen auch Nicht-Juristen so. Zumindest war die Achtung vor den Bäumen aus Plastik - 900 Stück! - in der betreffenden Stadt (Los Angeles) nicht groß. Es dauerte nicht lange, bis eine Reihe dieser „Bäume“ mutwillig zerstört wurde.

Negerfiguren oder Plastikbäume in die Umwelt zu setzen ist also geschmacklos. Geschmacklos ist es auch, echte Neger in einer Kunstwelt, dem Zoo, auszustellen, wie es zur Kolonialzeit durchaus geschah. Ebenso sind im Zoo ausgestellte Tiere eine Geschmacklosigkeit, nur fällt das auch heute noch nicht auf, weil deren Eigenwert niedrig angesetzt wird.


 
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