© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    36/01 31. August 2001

 
Katholisch-jüdische Zusammenarbeit gescheitert
Historikerkommission zur Untersuchung von Holocaust und Heiligem Stuhl gibt auf
Alexander Barti

Der kürzlich zum Kardinal berufene Walter Kasper hat in einer Erklärung zu dem Ende der Expertengruppe Stellung bezogen. Kasper schreibt, die Expertengruppe, „die sich aus drei jüdischen und drei katholischen Repräsentanten zusammensetzt“, habe den Auftrag gehabt „Fragen hinsichtlich der elf Bände der Reihe Actes et Documents du Saint-Siège relatifs à la Seconde Guerre Mondiale, die zwischen 1965 und 1981 von namhaften Historikern herausgegeben wurden, zu untersuchen“. Die Experten hätten „ihren nicht leichten Auftrag akzeptiert“, auch wenn „ihnen zu keinem Zeitpunkt“ in Aussicht gestellt wurde, „daß sie Zugang zu den nach 1922 folgenden Dokumenten des Vatikanischen Archivs bekommen würden. Indiskretionen und polemische Schriften von jüdischer Seite“ hätten dazu beigetragen, so Kasper weiter, „ein Gefühl des Mißtrauens aufkommen zu lassen“, so daß letztlich „die Unmöglichkeit festgestellt werden mußte, die unterschiedlichen Auslegungen zu überwinden“.

Im Namen des Vatikans übte auch Jesuitenpater Peter Gumpel scharfe Kritik. Die Darstellungen der Forscher nannte er „verdreht und tendenziös“, die Vorwürfe seien eine „Verleumdungskampagne“ gegen den Heiligen Stuhl.

Die umstrittene Priesterbruderschaft Hl. Pius X. nannte den Skandal der Historikerkommission symptomatisch für eine gottlose Zeit. Papst Pius XII. werde permanent im Zusammenhang mit dem Holocaust diffamiert, obwohl von jüdischer Seite, etwa durch Golda Meir oder Pinchas Lapide, vielfach anerkannt wurde, wie sehr sich der Heilige Vater für den Schutz der Juden engagiert habe.


 
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