© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    36/01 31. August 2001

 
Meldungen

Verleger kritisieren Urheberrechtsreform

ERLANGEN. Deutsche Verleger haben die geplante Reform des Urheberrechts kritisiert. Die beabsichtigte Verringerung des Urheberschutzes nach dem Tod eines Autors von 70 auf 30 Jahre lasse die hohen Anfangs-Investitionen der Verlage außer Acht. Viele Verlage schrieben mit einem neuen Autor anfangs rote Zahlen, argumentierten die Verleger bei einer Podiumsdiskussion zur „Ware Buch“ vergangenen Donnerstag zum Auftakt des 21. Erlanger Poetenfestivals. Martin Hielscher vom Verlag C.H. Beck sieht als Folge der Gesetzesänderung auch das Vertrauensverhältnis zwischen Autor und Verlag in Frage gestellt. Nach Ansicht von Joachim Unseld von der Frankfurter Verlagsanstalt hätten Politiker anscheinend eine völlig falsche Vorstellung von den Vermögensverhältnissen der Verleger. Nach Unselds Befürchtung würden als Folge der Urheberrechtsreform vor allem Lyriker und unbekannte Autoren auf der Strecke bleiben. Das Erlanger Poetentreffen mit Lesungen und Podiumsdiskussionen gilt als eine der wichtigsten Literaturveranstaltungen im Vorfeld der Frankfurter Buchmesse.

 

Christa Wolf: Einfluß von Schriftstellern schwindet

DORTMUND. Der Einfluß von Schriftstellern auf gesellschaftliche Entwicklungen ist nach Einschätzung der Autorin Christa Wolf geschwunden. In einem Interview mit der in Dortmund erscheinenden Fachzeitschrift buch-report.magazin sagte Wolf, sie wisse allerdings nicht, was an die Stelle der Literatur treten könne, die das Recht und die Pflicht habe, neue Wertvorstellungen und Normen zu formulieren. Ein Autor könne heute nicht mehr in vielen verschiedenen Disziplinen fachkundig sein und Antworten auf alle Fragen der Zeit bieten. Aber „auch in einer durchtechnisierten Welt stellt sich für viele Menschen nicht nur das Problem, die tödliche Langeweile zu vertreiben, sondern auch die Sinnfrage. Für beide fundamentale Bedürfnisse ist Literatur gefragt.“ Die 72 Jahre alte Christa Wolf gilt als bedeutende Schriftstellerin der Gegenwart. Zu ihren bekanntesten Werken zählen „Der geteilte Himmel“ (1963), „Nachdenken über Christa T.“ (1968), „Kassandra“ (1983) und „Medea“ (1996).

 

Ben Becker kritisiert die Spaßgesellschaft

KÖLN. Der Schauspieler und Sänger Ben Becker hat der Wohlstands- und Spaßgesellschaft den Kampf angesagt. Mit seinem neuen Album „Wir heben ab“, das am Montag dieser Woche erschienen ist, wolle er „auf die Arroganz der Industrie-Gesellschaften hinweisen“, sagte Becker. „Damit reagiere ich auf die Perversionen, die ich auf der Straße oder im Fernsehen sehe.“ Als Beispiel nannte Becker eine illegale Auto-Rallye durch Europa, bei der Luxuskarossen zu Schrott gefahren und mit Vergnügen Strafgelder gezahlt würden. Alle Songtexte habe er selbst geschrieben; beispielsweise eine Szene, die Becker bei der Love Parade in Berlin beobachtete: „Ein Junge lag lächelnd und mit geöffneten Augen auf der Straße, während ihm das Blut aus Nase und Ohren quoll“, erinnert sich Becker. „Und um ihn herum haben alle weitergefeiert.“ Becker will zwar nicht mit dem erhobenen Zeigefinger die Welt verbessern, versteht seine Kunst aber als Äußerung, die Reaktionen hervorrufen soll.

 

Schlingensief will auf den Grünen Hügel

BERLIN. Theater-Provokateur Christoph Schlingensief will in Bayreuth inszenieren. Richard Wagner müsse „aus dem Mißbrauch des Abgehobenseins“ befreit und „als Gegenstand nutzbar gemacht werden“, sagte er der "Welt". Mit bloßer Vergötterung sei niemand zu retten, „weder Wolfgang Wagner noch Bayreuth“. Am „Ring des Nibelungen“ interessiert Schlingensief beispielsweise die Auslegung des „Kapitalbegriffs“.


 
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