© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    36/01 31. August 2001


Leserbriefe

Zu: „Pluralismus weggetreten!“ von Kurt Wolff, JF 35/01

Beschnittene Freiheit

Dieser Artikel zeigt, daß die Bundeswehr ganz andere Probleme hat als zu wenig Geld und zuviel Rot-Grün: Wenn ein Offizier wegen seiner früheren Mitarbeit in Ihrer Zeitung von anderen Offizieren geschaßt wird, kann man sehen, was Gedankenfreiheit, Sire! wert ist und was Zivilcourage kostet. Götz Kubitschek hat jedenfalls sein Versprechen, das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen, erfüllt.

Burkhart Berthold, Major d.R., per e-mail

 

 

Zu: „Die Logik des Terrors“ von Michael Wiesberg, JF 35/01

Nicht hinnehmbar

Soll Israel Selbstmordattentate und Heckenschützen, Mörsergranaten und Autobomben einfach so hinnehmen? Wer ist der eigentliche Aggressor? Wer hat den Krieg eigentlich angezettelt, einen Krieg, der seit der Unabhängigkeitserklärung Israels tobt?

Peter Höölerhage, Herford

 

 

Zu: „’Frau , komm!‘-Eine Stadt wird vergewaltigt“ von Doris Neujahr, JF 31-32/01

Von ihrem Leben „befreit“

Ich bin im Februar 1936 geboren und lebte mit meiner Mutter auf dem relativ kleinen Bauernhof meiner Großeltern in Pommern. Mein Vater war im Krieg bzw. 1945 bereits tot. Soweit ich zurückdenken kann, ging es uns gut. Jedenfalls hatten wir alles, was wir brauchten, bis 1945.

Anfang März 1945 - ich war gerade neun Jahre alt geworden - wurden wir durch die Rote Armee befreit. Daran erinnere ich mich noch gut. Schon nach zwei oder drei Tagen wurden die Pferde aus unserem Stall geholt. Etwa drei Wochen später wurden wir von unseren Kühen befreit, wenig später von unseren Schweinen. Wie wir nach und nach von unseren Hühnern, Gänsen, Tauben und Schafen befreit worden sind, habe ich gar nicht registriert. Aber das war noch nicht alles. Schon vom ersten Tage an drangen russische Soldaten in alle Gebäude ein und plünderten, was ihnen gefiel, das heißt die Leute wurden nach und nach von all ihrem Hab und Gut befreit.

Am schlimmsten aber war für uns und auch für mich das nahezu permanente Vergewaltigen der Frauen. Es verging kaum ein Tag und insbesondere keine Nacht, in der nicht kleine oder große Gruppen von Russen durch die Häuser zogen und alle erreichbaren Frauen - oft dutzendweise - vergewaltigten. Wie oft habe ich verzweifelte Abwehrkämpfe von Frauen erlebt und dann ihr hilfloses und verzweifeltes Schreien, wenn es nichts nützte. Von allen umliegenden Höfen hörte man solches Schreien. Wir Kinder haben damals so etwas wie einen Wachdienst organisiert, um unsere Mütter vor herankommenden Russen zu warnen - manchmal mit Erfolg, oft ohne. Was sich nachts diesbezüglich ereignet hat, weiß ich nicht, denn da schliefen wir Kinder. Unsere ursprünglich verschlossene Haustür wurde schon in den ersten zwei oder drei Nächten so zerschlagen, daß sie nur noch ein Trümmerstück war und die Bewohner bzw. Bewohnerinnen nicht mehr schützen konnte.

Viele der Frauen wurden durch die Vergewaltigungen geschlechtskrank, oder die Russen brachten ihnen andere Krankheiten. Diese Frauen waren dann von ihrer Gesundheit befreit. Andere wurden so oft und so lange vergewaltigt, daß sie davon gestorben sind. Sie wurden von ihrem Leben befreit.-

Arnold Höfs, Bennigsen

 

 

Zu: „Am Katzentisch der Ölmultis“ von Jörg Fischer und Rüdiger Goldmann, JF 34/01

Als Schrott verkauft

Den Ausführungen der Autoren ist voll zuzustimmen, so wird globalisierend abgeräumt und unsere Zukunft verscherbelt - für ein Linsengericht. Bezüglich unserer Erdölchemie kann ich als Zeuge sprechen, da ich dies selbst als Berater VEBA/HÜLS betreut habe. Nach 1973, der Erdölkrise, wurde seit 1975 damals unter VEBA-Chef von Bennigsen-Voeder eine strategische Technologiepolitik betrieben bezüglich nationaler Rohstoffsicherung. Einmal über die VEBA-Chemie in Bottrop die einmalige Versuchsanlage für Druck-Recycling-Pyrolyse von Kunststoffen, wie dann biochemisches Recycling in belüfteten Drehrohren. Das alles wurde aufgelöst und 1997 als Schrott verkauft! VEBA-HÜLS wollte Rohstoffsicherung durch Biomassen, die nachwuchsen, auch Algenkulturen als Kohlenwasserstoffquellen, wie eine Naturharz und Methanol-Biochemie, die Hefen, Eiweiße bis Arzneimittel herstellen kann. Dies alles wurde Anfang der neunziger Jahre bei der Restrukturierung aufgelöst und das know-how vernichtet!

Volker Biek, Hofheim/Ts.

 

 

Zu: „Experiment mit offenem Ausgang“, Interview mit dem Klimaforscher Mojib Latif, JF 31-32/01

Für Beschnüffelung geeignet

Die Weisheiten des Dr. Mojib Latif hätte ich eher in einer grün-roten Postille statt in der JUNGEN FREIHEIT gesucht. Da unterstützt er die unsägliche Abzockerei der rot-grünen Regierung mit dem Endziel fünf Mark pro Liter Benzin. Da fordert er auch noch - es lebe die Reglementierung! - die Einführung einer Tank-Chipkarte, die wohl im Grunde auf eine Benzinrationierung und die säuberliche Trennung von notwendigen und nicht notwendigen Autos und Fahrten hinausläuft, wobei sich dank einer solchen Karte auch für jeden Fahrer ein lückenloses Bewegungsprofil erstellen ließe. Sowas hat nicht einmal die DDR ihren Bürgern zugemutet. Kein Wort verliert er aber über die Tatsache, daß es hirnrissig ist, die - neben der Wasserkraft - saubersten Stromerzeuger, nämlich die Kernkraftwerke, stillzulegen und gleichzeitig den Kohlendioxid-Ausstoß verringern zu wollen.

Gert Ziegler, München

 

 

Zu: „Gefährliche Illusion“ von Michael Wiesberg, JF 30/01

Nicht alles mit Geld möglich

Das Ergebnis beweist, daß sich mit Geld nicht alles machen läßt und noch ehrenhafte Wertvorstellungen und Konventionen das Leben bestimmen. Spricht es daher nicht für die Deutschen, daß ihr Integrationsprozeß in das Multikultimilieu so rasant Fortschritte macht?

Roger Süllhöfer, Wuppertal

 

 

Zu den Meldungen „Aufhebung der Benes-Dekrete verlangt“ und „Denkmal für Ex-KP-Chef Kadar gefordert“, JF 31-32/01

Vertreibung angestrebt

Die Haltung der ungarischen Regierung zur Vertreibungsfrage sei „schwankend“ gewesen. In Wirklichkeit waren sämtliche Koalitionsregierungen 1945-48 (zur Zeit der darauffolgenden kommunistischen Alleinherrschaft gab es keine Vertreibung mehr) fest entschlossen, die Deutschen - Testament des Dezso Szabo (Spiritus rector der Deutschenvertreibung) gemäß - zu vertreiben, um ihr Vermögen madjarischen Agrarproletariern zu übereignen.

„270.000 Volksdeutsche sind in Ungarn verblieben“. Aber gegen den Willen der ungarischen Regierungen, die sich damit abfinden mußten, daß (nach den Amerikanern) auch die Sowjets sich geweigert hatten, weitere „Schwabentransporte“ aus Ungarn in ihre Besatzungszone zu übernehmen. Und Mindszenty hat nur gegen die Vertreibung der Assimilationswilligen „scharf“ protestiert.

Franz Wesner, Dortmund

 

 

Zum Themenschwerpunkt 20. Juli 1944, JF 30/01

Ein wenig zu viel Beachtung

Ich will den Leuten, die diesen 20. Juli 1944 veranstaltet haben (wenn auch mißlungen), ehrenwerte Beweggründe nicht absprechen. Aber hier beginnt auch schon der Zwiespalt und die Meinungsverschiedenheit. Heiligt der Zweck, wenn er denn schon gut ehrenwert ist, jedes Mittel, auch mehrfachen Mord? Hatte der Plan in Anbetracht der damaligen Lage überhaupt einen Sinn? Das ist alles ein Thema ohne Ende. In Anbetracht all dieser Zweifel und Zwiespältigkeiten soll man die Angelegenheit als Vergangenheit und Geschichte auf sich beruhen lassen. Man soll auch nicht versuchen, im nachhinein ein allgemeingültiges Urteil abzugeben. Man braucht die Akteure nicht als Lumpen und Verbrecher hinzustellen, aber auch nicht als Helden und Heilige zu verehren. Zum Zeitpunkt der Geschehnisse hat die Angelegenheit jedenfalls nicht besonders gut ausgesehen, wie ich es noch in bester Erinnerung habe.

Deshalb erneut die Frage, warum die JF der Sache eine derart ausführliche Betrachtung widmet. Mit dem Leitartikel „Die Tragödie unserer Nation“ ist die Angelegenheit angemessen und ausreichend erwähnt worden.

Karl Schönberg, Sinzig

 

 

Zu: „Die Auflösung der Geschlechter“ von Ellen Kositza, JF 30/01

Ersatzreligion Feminismus

Ein feminismuskritischer Artikel, geschrieben von einer Frau, ist für heutige Verhältnisse durchaus bemerkenswert. Wird doch seit Jahren mit zunehmender Penetranz immer augenfälliger, daß - nach Diskreditierung des Sozialismus - der Feminismus als neuzeitliches Ferment revolutionär-ideologischer Gesellschaftsveränderung fungieren soll!

Dies mit globalem Anspruch: Von aktuellen Print-, Film- und Fernsehdarbietungen werden einseitig nur noch vermännlichte bzw. sexuell-aggressive Frauenbilder kolportiert. Der Feminismus ist zu der beherrschenden „Medienreligion“ avanciert! Vielleicht als Surrogat für die zuvor ebenso metaphysisch aufgeladene Arbeiterklasse! Und als Prozeß hin zum vielbeschworenen „Neuen Menschen“ in nunmehr neuer Gestalt! Gleichwohl sind derartig an Mann und Frau gebrachte Suggestionen sehr effektiv: Sie finden meist zeitversetzt in politisch-sozialen Grundattitüden ihren Niederschlag.

Hans-Jürgen Hofrath, Koblenz

 

 

Zu: „Einfach die Wahrheit sagen“ von Angelika Willig, JF 29/01

Begleitendes Kesseltreiben

Merkwürdigerweise hat sich noch niemand die Frage gestellt, ob das von Medien, Parteien und internen „Parteifreunden“ veranstaltete Kesseltreiben gegen Helmut Kohl seine Gattin Hannelore Kohl nicht (mit) in die Verzweiflung getrieben hat. Hinzu treten direkte Bezüge: Bekanntlich gelten psychische Belastungen sogar als Auslöser einer Vielzahl von Krankheiten; um wieviel eher vermögen sie eine bereits vorhandene Krankheit nachhaltig rapide zu verschlimmern.

Freilich wäre es alles andere als „politisch korrekt“, diesbezügliche Überlegungen auch nur anzustellen. Ich bin so inkorrekt, es zu tun.

Hans-Gert Kessler, München

 

 

Zu: „Was ist uns Schlesien wert?” von Ekkehard Schultz, JF 30/01

Für alle Deutschen gebüßt

Woher nimmt der Kommentator die Gewißheit, daß „die meisten Vertriebenen“ „weniger aus politischen Gründen“, sondern nur aus privaten zu den Treffen reisten? Wie erklärt er, daß die Nürnberger Frankenallee gerade an diesem Sonntag der Hauptredner für die berechtigten Anliegen der deutschen Vertriebenen zum Bersten voll war bis auf den letzten Sitz- und Stehplatz?

Statt dieser fragwürdigen Ausführungen hätte besser die Frage an Herrn Schily gestellt werden sollen, weshalb er bei Benutzung der Schuld-Schablone nicht gleich den Anteil nannte, der den vertriebenen Ostdeutschen zugeschoben werden soll. Weder kam aus den Ostprovinzen die braune Flut noch die berüchtigten KZ-Kommandanten und NS-Ärzte noch die etwa vierzig führenden Köpfe des Dritten Reiches. Nur ein einziger, der Wirtschafts- und Finanzminister, kam aus Trakehnen, zählte allerdings vor dem Nürnberger Siegertribunal nicht einmal zu den Schwerstschuldigen.

Der Innenminister hätte folglich erklären müssen, weshalb für eine „deutsche (Kollektiv-) Schuld“ nur die Ostdeutschen und nicht in gleicher Weise die Mittel- und Westdeutschen so stalinistisch bestraft wurden. Bei soviel fehlender Sensibilität, ja bequemer Plumpheit der Argumentation und bei soviel Pharisäermoral platzt nach langer Geduld wohl endlich auch dem Friedlichsten der Kragen. Die Medien griffen von drei Stunden politischer Reden nur diese eine Eklat-Minute und ein plötzlich herbeigezaubertes NPD-Plakat heraus und brachten dies in den Abendnachrichten als „Schlesiertreffen“; eine beispiellose Hetzkampagne in großen Zeitungen und beherrschenden Medien schloß sich an, auch ein totales Totschweigen des Treffens und der Anliegen von Hunderttausenden.

Stephanie Heidelmeyer, Alzenau

 

 

Zu „Völkerschaften, hört die Signale“ von Matthias Bäkermann, JF 29/01

Antideutsche Grundsubstanz

Weder der gesetzt, fast bodenständig wirkende Bisky noch der aalglatt salonfähig hofierte Medienstar Gysi, der gar sein persönliches Ost-West-Eheglück als Beitrag zur inneren Einheit Deutschlands verkauft, noch gelegentliche pseudopatriotische Abschürfungen der neuen blassen PDS-Führungsriege können über die zutiefst antideutsche Grundsubstanz jenes ominösen Eckpunktepapiers hinwegtäuschen. Für jeden, der sich noch einen Funken Zuneigung zu diesem Land bewahrt hat, muß dieses mit pseudohumanistischen Kolossalphrasen übergossene Gebräu aus Zumutungen und haltlosen Anschuldigungen geradezu körperliche Schmerzen verursachen. Es muß klar gesagt werden, auch wenn es vielleicht überspitzt klingt: Hier wird eine gegen Deutschland gerichtete ethnische Aggression ideologisch vorbereitet. Man erstrebt die Endlösung der Deutschenfrage; sanft - gewissermaßen auf Filzlatschen daherkommend!

Wolfgang Walter, Diedorf

 

 

Zu: „Preußische Intoleranz“ von Ulrich Motte, JF 29/01

Geschichtsklitterung

Im Jahre 1947 wurde durch Siegerwillkür der Staat Preußen unter Schmähungen für aufgelöst erklärt, doch Fußtritte erhält Preußen weiterhin: In seiner ganzen Geschichte habe dort ein Klima der Intoleranz bestanden. JF-Autor Ulrich Motte verschont zwar die große Gestalt Friedrich den Großen, läßt aber dessen Nachfolger-Könige wie Despoten erscheinen, vor denen die Untertanen gerade wegen abweichenden Glaubens (Altlutheraner) etwa um 1830 brutal, ja mit Waffengewalt, verfolgt worden seien. Rhode Island in Nordamerika mit seinen Paptisten wäre zum Beispiel schon 1638 toleranter gewesen als der preußische Staat, wo selbst adlige Offiziere noch nach 1900 den Dienst quittieren mußten, sofern sie Freikirchler wurden. Lehrer entließ man, Juden wurden im Frieden fast nie Offizier. So wie hier mehr oder minder geschickt erfolgt, wird Geschichtsklittierung betrieben.

Dietmar Neumann, Neu Wulmstorf


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