© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    37/01 07. September 2001

 
Bekenntnis
Grüne: Roger Hicks tritt aus
Steffen Königer

Der in Deutschland lebende Engländer Roger Hicks, der eine in der JUNGEN FREIHEIT 12/01 dokumentierte Rede über Einwanderung gehalten hat, ist im Kreisverband der Grünen Braunschweig, deren Mitglied er ist, mit seiner Meinung auf heftigen Widerstand gestoßen. In einem an alle Mitglieder gerichtetem Rundschreiben zeigte sich bereits Anfang Juni Barbara Schulze, grünes Ratsmitglied im Braunschweiger Rathaus, schockiert, „als uns die Arbeitsstelle Rechtsextremismus und Gewalt der gewerkschaftsnahen Bildungsvereinigung Arbeit und Leben Niedersachsen e. V. darüber informierte, daß Rogers Rede in der rechtsgerichteten Berliner Wochenzeitung JUNGE FREIHEIT abgedruckt worden war. Mit seiner Zustimmung! Was wiederum die Antifaschistischen Nachrichten aufgriffen, die ausführlich aus Rogers Rede bzw. der JUNGEN FREIHEIT zitierten.“ Sie habe sich sehr über diese Rede und deren Veröffentlichung in der JF geärgert und verbitte sich, daß ein Mitglied ihres Kreisverbandes eindeutig belastete Begriffe wie „Überfremdung“ in den Mund nehme. Zum anderen, so Schulze weiter, sollten Mitglieder der Grüne nicht in neurechten Postillen publizieren.

Hicks kann die Aufregung nicht verstehen und antwortete ebenfalls in einem Rundschreiben: „Was ich gesagt habe, liegt mir sehr am Herzen. Ich will erreichen, daß sich auch die Grünen dem Problem der Überfremdung stellen, statt die bloße Erwähnung davon als rassistisch abzustempeln und zu verbieten. Damit könntet Ihr Millionen anständige Menschen in die Arme echter Rechtsextremisten und Rassisten treiben!“ Da der Kreisverband sich weigerte, seine Rundbriefe in den Parteizeitungen zu veröffentlichen, stellte Hicks sie auf seine Internet-Seite: www.spaceship-earth.de . Dort forderte er die Grünen dazu auf, endlich wieder zu ihrem Volk zu stehen. Inder Entgegnung heißt es: „Auch wenn die Nazi-Vergangenheit es Euch lange vermiest und immer noch schwer macht, seid Ihr doch ein Volk. … Ihr müßt nicht (sollt gar nicht) auf alles stolz sein: Schämt Euch Eurer Nazi-Vergangenheit und der Verbrechen deutscher Neonazis, so wie ich mich für englische Kriegsverbrechen und für englische Neonazis schäme, aber steht trotzdem zu Eurem Volk!…

Meine Rede und ihre Veröffentlichung in der rechts-konservativen Wochenzeitung JUNGE FREIHEIT hat zu einer heftigen Auseinandersetzung mit meinem Kreisverband geführt, dessen Vorstand mich im letzten Rundbrief aufgefordert hat, entweder mich von meiner Rede und seiner Veröffentlichung in der JF zu distanzieren oder aus der Partei auszutreten.“

Roger Hicks schickte vergangene Woche dem Kreisverband seine Austrittserklärung, in der er auch bemerkte, wenn seine Parteifreunde die Beiträge lesen würden, merkten sie schon, daß er nicht in die rechtsextreme Ecke gehöre. Aber wie auch Hicks kritisch feststellt: „Ideologie kann ganz schön blind machen.“


 
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