© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    37/01 07. September 2001

 
Auf dem Weg ins Nischendasein
Protestantismus: Oberkirchenrat sorgt sich um Finanzierung der Landeskirchen / Volksmissionarische Kräfte bündeln
(idea)

Eine Bündelung der Kräfte im deutschen Protestantismus hat Oberlandeskirchenrat Robert Fischer gefordert. In einem Vortrag am 28. August im Tagungs- und Freizeitheim Haus Hessenkopf in Goslar rief er die evangelische Kirche auf, sich stärker der volksmissionarischen und mitgliederwerbenden Arbeit zuzuwenden. Vor der Gemeinschaft „Norton Camp“, einer Gruppe ehemaliger deutscher Kriegsgefangener in England, äußerte er die Befürchtung, daß die Volkskirche aufgrund geringer werdender Mitgliederzahlen zunehmend ein Nischendasein führen könnte. Es sei deshalb fraglich, ob man sich auf das derzeitige Kirchensteuersystem verlassen könne und 24 Landeskirchen in ihrer heutigen Form auf Dauer zu finanzieren seien. Fischer ist Finanzreferent und stellvertretender Vorsitzender der Kirchenregierung der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Braunschweig.

Kritik übte Robert Fischer auch an der konfessionellen Zersplitterung des Protestantismus in Deutschland. Die jeweiligen Bekenntnisse dürften bei der Öffnung der politischen Grenzen eines geeinten Europa nicht zu neuer Abgrenzung führen. Sonst sei die Gefahr groß, daß die evangelischen Kirchen zu protestantischen „Sekten“ werden. Problematisch sei für ihn der vielfach zu beobachtende Rückzug der Kirche aus der Öffentlichkeit. So komme es dazu, daß sie sich weitgehend mit sich selbst und mit Fragen beschäftige, die die Mehrheit des Kirchenvolks kaum stellen würde.


 
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