© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    37/01 07. September 2001


Blick in die Medien
Kompetenz
Ronald Gläser

Wieder einmal hat die ARD-Pressestelle ein Trommelfeuer von Erklärungen eingeleitet. Pünktlich zur IFA jagt der Pressedienst des öffentlich-rechtlichen Rundfunks Mitteilungen im Minutentakt an Redaktionen und Journalisten. Dabei entsteht der Eindruck, die vom achtwöchigen Hawaii-Aufenthalt zurückgekehrten Pressesprecher würden alles aus den Schubladen holen, was sich bis zum Antritt des wohlverdienten Kurzurlaubs dort angesammelt hat. Die ARD-Radios seien einer der „größten Kulturgaranten in Deutschland“, wird beispielsweise mitgeteilt. Wer hat das festgestellt? Der ARD-Vorsitzende Fritz Pleitgen. Ach so. Eine andere Meldung bestätigt, was jeder geahnt hat: „Studie bescheinigt der ARD höchste Informationskompetenz.“ Zu Hochform läuft dann der unvermeidliche Fritz Pleitgen auf: „Die ARD leistet einen entscheidenden Beitrag zur europäischen Einigung.“ Beispielsweise durch „die multikulturellen Radios“. Die europäische Politik müsse diesen „gesellschaftlichen Beitrag anerkennen“ und die „kulturelle Leistung“ honorieren - eine Presseerklärung als gelungene Synthese von Eigenlob und Eigennutz. Weiter wird mitgeteilt, daß über die Währungsumstellung auf den Euro nirgendwo vorbildlicher berichtet würde. Kürzlich wurde eine Analyse von Wirtschafts- und Währungsexperten dazu veröffentlicht. Sie prognostizieren ein gigantisches Chaos zu Silvester. Diese und andere Warnungen findet man in den semistaatlichen Rundfunkanstalten allerdings nicht.


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