© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    39/01 21. September 2001

 
WIRTSCHAFT
Immer weiter -jetzt erst recht!
Bernd-Thomas Ramb

Präsident Bush hat sein Volk aufgerufen, die normale Arbeit wieder aufzunehmen. Angesichts der immer wieder erschütternden Bilder aus dem Katastrophengebiet erscheint diese Aufforderung nahezu zynisch. Insbesondere die Wiedereröffnung der New Yorker Börse kann so mancher nicht verstehen. Wie kann man nur angesichts der vielen Toten und des ungeheuren Leids an Geld und Profit denken? Fast genauso pietätlos muten die Spekulationen über die ökonomischen Folgen des größten Terroranschlags aller Zeiten an, die maßgeblich den Verlauf der Aktienkurse und anderer Kapitalmarktpreise bestimmen. Zeigt sich hier wieder einmal die „Herzlosigkeit“ des Kapitalismus?

Das stärkste Argument gegen eine solche Denkweise folgt aus dem Gebot der konsequenten Bekämpfung des Terrors. Die ausgewählten Zielobjekte - World Trade Center, Pentagon, die US-Regierung und der Welthandel - kennzeichnen die ideologische Gesinnung der Täter. Sie sind nicht religiös motiviert, denn dann wären Kirchenväter und Kathedralen ausradiert worden. Die Prinzipien der politischen Freiheit und des freien Welthandel waren das Ziel der Zerstörung. Kein Staat repräsentiert diese mehr als die USA. Praktizierte Freiheit macht reich und mächtig - und neidisch und mißgünstig. Der deshalb geäußerte Vorwurf eines Mißbrauchs, der nie ganz auszuschließen ist, rechtfertigt nicht, das System des Primats der Freiheit zu verwerfen. Das gilt vor allem für die Gegner des freien Welthandels. Ihre Militanz hat dazu beigetragen, den Terror als legitimes Mittel der Auseinandersetzung in linken Kreisen salonfähig zu machen. Selbst der Bundeskanzler begab sich in den Bannkreis dieser mentalterroristischen Schickeria. Nun kann es nur heißen: Freiheit und freier Handel, jetzt erst recht!


 
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