© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    39/01 21. September 2001

 
UMWELT
Angriffsziel Atomkraftwerk
Volker Kempf

Greenpeace geht auf seiner Internetseite auf eine an sie häu-fig gerichtete Frage ein, die da lautet: Sind unsere Atomkraftwerke sicher gegen Anschläge mit großen Flugzeugen? Die Antwort: Nein. Denn: „Wer es schafft, das World Trade Center und Teile des Pentagons (eines der am besten bewachten Gebäude der Welt) in Schutt und Asche zu legen, der schafft es auch, ein Atomkraftwerk, ein atomares Zwischenlager oder eine Chemiefabrik zu sprengen.“ Die sogenannten Castor-Behälter seien relativ leicht zu zerstören, da sie nur in Mehrzweckhallen lagern und nur für eine Hitzeentwicklung von 800 Grad Celsius ausgelegt seien. Deutsche AKW immerhin hielten dem Absturz eines Kampfjets stand, ältere Typen aber weniger (Stade und Obrigheim). Und das elsässische AKW in Fessenheim, das an der Grenze zu Deutschland liegt, hat ohnehin schon aufgrund von feinen Rissen, die wohlgemerkt ohne äußere Einwirkung aufgetreten sind, den Spitznamen „Haarrißburg“ weg.

Schon 1974 wurde der verteidigungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Manfred Wörner, gefragt, was im Kriegsfall mit den AKW sei. Die Antwort war ausweichend: Ein Gegner würde sich doch auf militärische Ziele konzentrieren. So naiv kann heute niemand mehr sein. Vielmehr stellt sich die Frage, ob nicht vielleicht eine Grundausbildung in Atomtechnik ausreicht, um uns alle hochgehen zu lassen. Sind wir also mit AKW im Kriegsfall verteidigungsfähig?

Eine Antwort, die Herbert Gruhl in seinem Buch Der atomare Selbstmord dokumentiert, gab 1980 die sozialliberale Bundesregierung ab, ohne einen Gedanken an die Zivilbevölkerung zu verschwenden, mit dem Hinweis, daß Militärs auch in verseuchtem Gebiet operieren könnten.


 
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