© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    39/01 21. September 2001

 
Frisch gepreßt

Hans Rothfels. Die Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte haben an ihren Begründer Hans Rothfels (1891-1976) anläßlich seines 25jährigen Todestages nur kurz mit ein paar unverbindlichen Zeilen des jetzigen Mitherausgebers Karl-Dietrich Bracher erinnert. Vielleicht signalisiert diese Zurückhaltung schon Distanzierung von diesem bis 1934 in Königsberg wirkenden Gelehrten, der in den letzten Jahren nach alter DDR-Manier als Protagonist „völkischer Wissenschaft“ und „Vordenker der Vernichtung“ zur Zielscheibe für eine „antifaschistische“, „kämpferische Wissenschaft“ bundesdeutscher Prägung wurde. Klaus Hornung hat sich hingegen bemüht, seinen Tübinger Doktorvater im „Schatten von Versailles“ zu porträtieren und gängige Simplifizierungen ad absurdum zu führen („Hans Rothfels und die Nationalitätenfragen in Ostmitteleuropa 1926-1934“, hg. von der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen, Bonn 2001, 56 Seiten, 4,89 Mark).

Elsaß-Lothringen. Der Verlust dieses „Reichslandes“ im Westen hat die Deutschen nach 1918 im Vergleich mit den östlichen Grenzfragen fast kaltgelassen. Heute assoziiert selbst der gebildete Zeitgenosse kaum mehr als Erwin von Steinbach, „Goethe in Straßburg“, Sedan und Albert Schweitzer mit der deutschen Kulturgeschichte der einst zwischen Deutschen und Franzosen umkämpften Provinzen. Jean-Jacques Mourreau speist aus diesem Spannungspotential eine stark reflexive Romanhandlung, die die nationalen Gegensätze im „fragmentierten Europa“ nach 1918 vergegenwärtigt und die zugleich als „Requiem für eine verschwundene Welt“ gedacht ist („Un été rhénan. Destins alsaciens dans les années vingt“, Éditions Séguier, Paris 2001, 398 Seiten, 120 FF).

Weltordnung. Der ehemalige IBM-Manager und Karlsruher Wirtschaftswissenschaftler Hans-Dieter Striening macht sich Gedanken um eine neue Weltwirtschaftsordnung. Hoffentlich wird sie noch rechtzeitig etabliert, denn was er mit Blick auf die demographischen, ökologischen und sozialen Entwicklungen am Horizont ausmacht, könnte ohne „haltende Mächte“ schnell apokalyptische Züge annehmen („Das Osterinsel-Syndrom. Bevölkerungswachstum, Armut, Arbeit, Wohlstand“. Metropolitan Verlag, Düsseldorf/Berlin 2001, 352 Seiten, 48,80 Mark).


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen